Rupft ihn, den Pfau!

Das Schauspielhaus soll neu gebaut werden, nur die alte Fassade soll überleben dürfen. Gebäude wachsen bekanntlich nicht in den Himmel, Umstellungen, Veränderungen und Wechsel gibt es immer wieder. Die fröhlich bockstössigen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten haben das Aus der angestammten Buchhandlung Fritz Kellerhals 2006 schliesslich auch überlebt, und der Einzug des «Spar-Express» nebenan, zehn Jahre später, hat das Niveau des historischen Heim-Platzes nicht gesenkt. Der Platz heisst so seit 1892, der eigentlich längst vergessene Musiker und Volksgesangförderer Ignaz Heim lebte 1818 bis 1880.  Und nun soll also der Pfau gerupft beziehungsweise ausgeweidet werden. Ursprünglich stammt der farbenprächtig radschlagende Vogel aus Indien. Ihn nach der chinesischen Methode rupfen, bei lebendigem Leib, ist eine qualvolle Methode. In der frühchristlichen Kirche galt der Pfau als Paradiesvogel und als Symbol des Göttlichen. Man glaubte, sein Fleisch verwese nicht, er symbolisierte Auferstehung und Unsterblichkeit.
In Zürich wählten zwei rührige Unternehmer den Paradiesvogel im 19. Jahrhundert zum Schutzpatron ihrer Restaurants: der Zimmermeister Jakob Hottinger (1839) und Heinrich Hürlimann dreissig Jahre später. Ein späterer Wirt hat das Wappentier dann abgeschafft. Heute heisst das Lokal «Teatro».
Regula hat als uralte Stadtheilige schon einiges mitgemacht. Sie empfiehlt dem rot-grünen Stadtrat ungerührt weitere «Sanktionen». Die «Kronenhalle» ist ja auch nicht mehr, was sie einmal war, frei nach Margrit Rainer beziehungsweise Werner Wollenberger (Achtung Parodie!): «Z’Aabig is Theater walle / und nachher i d’Chronehalle / Fleisch gwordni Juwelier- und Modeschau. / Und dänn bimene Schlückli Wiisse / s’Stück vom Dürrematt verrisse. / Öisereine chönnt das au.»
Was ist mit dem Stadthaus? Wäre doch bestens geeignet als Pop-up-Disco. Oder gar – sorry, Christoph Sigrist! – mit dem Grossmünster? Meinetwegen mit ewigem Licht, aber auf jeden Fall mit WLAN!
Nieder mit dem ganzen Zeug, freie Sicht aufs Mittelmeer! Im 19. Jahrhundert haben sie schliesslich auch die Stadtmauern geschleift. Dafür kann das Hochbaudepartement dann weitermachen mit seiner seit Jahren geübten Praxis, Handläufe und Türknäufe unter Denkmalschutz zu stellen. Irgendwo muss die moderne Verwaltung schliesslich Prioritäten setzen.
Warum nimmt Frau Mauch, wo sie doch jetzt den «Mohrenkopf» erledigt hat, nicht die Umtaufe des «Pfauen» in «Moorhuhn» vor?   

Regula