Rock ’n’ Roll Doctor

Felix ist erschüttert, zermürbt und traurig – nicht gerade am Boden zerstört, so weit würde er dann doch nicht gehen – aber dennoch…
Schreckliches ist ihm widerfahren, nicht nur ihm selbstredend, unzähligen anderen auch: sein äusserst geschätzter Hausarzt hat beschlossen, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Felix mag ihm das von Herzen gönnen, keine Frage, kaum einer hat sich dies so verdient wie sein langjähriger Leibarzt. Trotzdem, es schmerzt.
Wann immer in einer geselligen Runde von Themen wie Gesundheit und Kranksein die Rede war, stiess Felix stets auf ungläubiges Staunen, wenn er erklärte, er freue sich meistens, wenn er einen Arzttermin habe: «Gehts dir noch, du spinnst wohl, wer geht schon gerne zum Arzt!»
Aber so ist, beziehungsweise war es nun mal. Der Mann, der neben Felix auch zahllose Patienten aus der Altstadt behandelte, war eben mehr als «nur» ein Hausarzt. Er war und ist ein grossartiger Gesprächspartner, ein Freund mit stets einer skurrilen Geschichte auf Lager und dazu ein guter Musiker, Gitarre spielend in einer Band, wie Felix auch. Oft kamen Felix und sein Doktor vom Hundertsten ins Tausendste, sprachen über (Gitarren-)Götter und die Welt, so dass Felix beim Verlassen des Sprechzimmers beim Anblick der wartenden Mitpatienten von leisen Schuldgefühlen geplagt wurde. Nichtsdestotrotz, beim nächsten Mal (Felix muss infolge einer chronischen Unpässlichkeit eben öfters zur Behandlung) gings weiter mit Humorvollem und Ernstem.
Und nun soll also Schluss sein mit alledem. Der beste Arzt, den Felix je kannte, mag nicht mehr. Schade, schade, aber Felix ist voller Verständnis für den Entscheid seines Doktors, auch wenns etwas weh tut. Wehleidigkeit ist hier allerdings fehl am Platz, schliesslich geniesst Felix sein Rentnerdasein seit Jahren selbst in vollen Zügen. Und wenn Obiges als so etwas wie eine ultimative Lobhudelei gesehen wird, dann sei dem so. Schliesslich hat er sie verdient, der alte Hausarzt von

Felix.