Quartierfest voller Charme

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Das Neumarktfest ist immer ein fröhliches Wiedersehen von Quartierbewohnerinnen und -bewohnern nach der Sommerpause. So auch diesmal. Nach der Corona-Pause.

Als hätten sie drei Jahre auf diesen Tag gewartet – das haben sie ja vielleicht auch: Mit einem Mal bevölkert am Samstagnachmittag ein ganzer Schwarm von Kindern den Neumarkt. Flugs werden Stände eingerichtet, mit grossem Eifer. Solche für Geschicklichkeitsspiele, wie Ballwerfen, Büchsen- und Armbrustschiessen oder Bohnenwerfen, sechs für zehn Rappen. (Was in einer solchen Bohne vor sich geht, hat sich wohl noch nie jemand gefragt.) Oder etwas mit Pingpong-Bällen. Jedenfalls ist plötzlich mächtig was los, wo eben noch eine verträumte Altstadtgasse in der Nachmittagssonne dröste. An einem Glücksrad kann man, ja was denn: sein Glück versuchen. Aber auch für die Schönheit wird gesorgt. Wer Lust hat, kann sich mit einem Henna-Tattoo aufhübschen lassen. Oder sich verkleiden, in ein rüschenbestücktes Rokoko-Kleid sich zwängen und Perücke aufsetzen, neben sich ein Cowboy, und sich ablichten lassen. Klein und fein sind die Nagellack-Tattoos, die bei Nichtgefallen rückgängig gemacht werden können, reversibel, steht geschrieben. Und wer Hunger hat oder Durst, dem kann geholfen werden. Im Angebot stehen Sirup, Pizza, Popcorn und als ob das nicht genügte: Crêpes und Waffeln. Alles frisch zubereitet von Kindern im Vor- und frühem bis mittlerem Schulalter. Letztere, also die Waffeln, erreichen mit 4 Franken das Stück denn auch schon fast Marktpreise.

Alles Freiwilligenarbeit
Je später der Nachmittag, desto reifer die Gäste. Und wie der Neumarkt sich um 18 Uhr füllt, erreicht das Durchschnittsalter rasch beachtliche Werte. Wie die mehreren Dutzend Kinder um 19 Uhr abberufen werden zur Filmvorführung im Altstadthaus, schnellt dieser Wert noch einmal hoch.
Das Salatbuffet ist bereit, es brutzeln die Würste auf dem Grill, der Risotto ist schon wieder alle und die nächste volle Pfanne bald bereit, die Cüpli-Bar bekommt häufigen Besuch und am Getränkestand stösst auf Verständnis, wer über Durst klagt. Nur der Kaffee- und Kuchenstand hat seinen Höhepunkt noch vor sich. Flinke Hände spülen Teller und Gläser. Wie oft das Geschirr diesen Abend wohl im Umlauf ist?

Tolles Musikprogramm
Die erste Musikgruppe, «Caspar von Nebenan», darf bereits den herzlichen Schlussapplaus entgegennehmen. Am Essen sind nun die meisten der Festbesucherinnen und -besucher. Und weil hier kein Redeverbot während des Essens gilt, schwatzen alle wild drauflos und durcheinander. So viel gibt es doch nach der langen Pause zu erzählen.
«The Led Farmers» spielen Irish Folk Rock und haben ihr Publikum vom ersten Stück an in der Tasche. Geradezu charismatisch ziehen die jungen Musiker in ihren Bann. Wer kann, steht nun vor der Bühne, wer mag, tanzt. Wie die fröhlichen Kinder, die noch einmal vorbeikommen, für eine Weile. Um 23 Uhr verhallt die letzte Zugabe der Gruppe.
Um Mitternacht tritt nochmals eine Band auf mit dem bescheidenen Namen «Gucci Panettone Filarmonica Band». Und weil alle gut drauf sind und definitiv in Festlaune, steigen die vorderen Ränge zur Feier des Tages auf Bänke und Tische und klatschen eifrig mit zu den guten alten Canzone, die gegeben werden.
Um viertel nach eins ist das Konzert vorbei, das Fest dauert gemäss Ankündigung bis 1 Uhr. Und um 2 Uhr kehrt am Neumarkt Ruhe ein.
Herzlichen Dank ans OK, allen Helferinnen und Helfern, allen, die Salate und Kuchen gespendet und allen, die das Fest mit ihrer Anwesenheit bereichert haben.

 

Elmar Melliger