Freude in der Adventszeit

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Das Wagnis hat sich gelohnt. Corona zum Trotz konnte der lebendige Adventskalender – anders als vor einem Jahr – stattfinden. Viele schöne Begegnungen sind so möglich geworden, Licht und Freude haben sich breit gemacht.

«Trübe Gedanken in der Coronazeit? Besuchen auch Sie den lebendigen Adventskalender!» Von schmissigen Fanfarenstössen begleitet wäre dies doch ein mitreissender Slogan mit magnetischer Anziehungskraft für den Adventskalender in der Altstadt.
Doch das hat der seit über zwanzig Jahren stattfindende längst liebgewonnene Brauch gar nicht nötig. Zuverlässig wird er besucht von einer stattlichen Zahl von Habitués aus der Altstadt und von Zugewandten.
Im Vorjahr, 2020, hat Corona die Durchführung der bereits geplanten Anlässe verunmöglicht, ein Gebot der Stunde und ein Verbot der Behörden gingen da Hand in Hand. Im Dezember 2021 durfte man den Start wagen. Die Coronavirusvariante Delta schien berechenbar und Omikron verbreitete sich erst in der Zukunft.

Wind und Wetter
Und so gehörte der musikalische Auftakt wiederum den rund vierzig Schülerinnen und Schülern, die angeleitet von der Lehrerin Katrin Meier in der festlich geschmückten Aula… Halt, so war im Vorvorjahr noch der Fall. Diesmal hatte man den Anlass vorsichtigerweise ins Freie verlegt, auf den Pausenplatz. Dort stellte sich der Chor auf, das Publikum war zahlreich. Obschon der 1. Dezember 2021 mit einem nasskalten Abend und peitschenden Windböen aufwartete, die den beissenden Rauch der von Regentropfen zischenden Finnenkerzen durch die Menge fegten. – Nun, die Kinder haben die Lieder so schön gesungen und musikalisch begleitet, dass man die widrigen Umstände getrost vergessen konnte. Die Jingle Bells läuteten, der Stern von Bethlehem leuchtete und die Kinder sangen sich tapfer durch das viersprachige reiche Repertoire.
Fast davongetragen vom Wind wurden drei Tage später die Besucherinnen und Besucher des Adventsfensters auf einer Dachzinne an der Oberen Zäune, die ansonsten die grandiose Aussicht rühmten. Davor luden die Predigerkirche zu einem Orgelkonzert und das Musée Visionnaire zur Besichtigung der Keramikausstellung. Am Lichterbrunnen am Neumarkt war es dann wieder eher grausig nasskalt.

Mutig, mutig
Umso mehr konnten sich die Kinder freuen über den Chlausbesuch auf der Trittliwiese, am 6. Dezember. Einzelne zeigten sich im Schutz der Gruppe besonders mutig und jemand fragte keck den Samichlaus: «Hät s’Eseli Corona?» Nein, es sei in den Ferien und jemand hätte den Samichlaus und den Schmutzli netterweise im Auto ein Stück mitgenommen, lautete die Antwort. «Und wiä händer de Leiterewage und dä Sack is Auto pracht?» – Doch es gab auch eher scheue Kinder, die sich eine gesunde Distanz zum Samichlaus nicht nehmen lassen wollten wie der kleine Junge, der sich ganz zuhinterst hinstellte und, ermutigt, etwas weiter nach vorn zu gehen, einige zaghafte Schritte machte, um sogleich wieder umzukehren: «De Samichlaus hät gseit: nöd drängele.»
Bei den Sprüchli wieder die Mutigen: «Samichlaus, ich hadi gern, aber eigentlich bini Schmutzli-Fan.» Eines der Kinder sagte ein ganz langes Sprüchli auf, mit mehreren Strophen. Der Samichlaus lobte geziemend das Rezitieren dieses langen Sprüchleins. Und zu hören war vom gleichen Kind: «Und es isch na nöd fertig!» Schliesslich durften sich alle Kinder einreihen, um ein Chlaussäckli abzuholen. Und alle waren zufrieden. Einzig jener Vater hatte ein kleines Problem, der sich darauf verlassen hatte, dass der Elternverein auch diesmal wieder heissen Fleischkäse offerieren würde. Dem war Corona-bedingt nicht so, etwas zu trinken gab es zwar. Und so blieb dem armen Kerl nichts anderes übrig, als zu Hause noch den Kochlöffel zu schwingen.

Für Familien, mit Musik…
Der Altstadtchor hat die Proben in halber Besetzung wieder aufgenommen und gab am 7. Dezember bei angenehmer Witterung ein Konzert auf dem Leueplätzli. Aufgehellte Gesichter verfolgten die Abfolge der Lieder, manche der Gäste waren sei längerem nicht mehr an einer Veranstaltung gewesen. Im Anschluss gab es selbstgemachtes Weihnachtsgebäck vom Feinsten. – Am folgenden Tag gab es im Lavaterhaus eine Advents-Duft-Bar und Rezepte-Tausch. Tags darauf versammelte sich ein grosses Publikum vor dem Theater Neumarkt, das einlud zur Winterzeremonie auf der Gasse, mit Bäumchen, Schlitten und einem lodernden Feuer, sowie zu Glühwein und Süssigkeiten.
Grösstenteils dieselben Kinder wie schon zum Auftakt beim Hirschengraben-Schulhaus sangen am 10. Dezember im gut besuchten Grossmünster. Die Weihnachtsgeschichte wurde gespielt. Im Anschluss daran konnten sich alle im Kreuzgang stärken mit einer köstlichen Kürbissuppe (gesponsert von der «Fondue-Alp», mit Bürli von John Baker).
Einige weitere Adventsfenster richteten sich vorwiegend an Familien mit Kindern. So die Weihnachtshühner-Bastelei in einem Garten an der Schipfe, im Adventsgärtli an der Unteren Zäune, im Atelier für Musik und Bewegung an der Schlossergasse und im Felseneggkeller an der Spiegelgasse.
Eine Lesung mit Solosax durfte man geniessen an der Schipfe und drei Trompeten (und ein Glas Wein) an der Kirchgasse. – Im Theater Stok präsentierte der Theaterleiter Peter Doppelfeld Geschichten um schräge Vögel, mit Klavierbegleitung. Die Marktlücke an der Schipfe schenkte ein Heissgetränk aus, ein Glas Wein gab es beim Einwohnerverein, der das Zusammensein vom Quartierraum ins Freie verlegte, unter Verzicht auf die berühmten Würste.
Das Treffen am Klausbrunnen mit Punsch und Glühwein war bereits im Freien geplant gewesen: am Klausbrunnen. Ein Schaufenster mit Gold gab es zu sehen bei der «Kristallhöhle» an der Schipfe.
Und zum über dreissigsten Mal lud Anna Leiser an ihr Feuer in der längsten Nacht, am 21. Dezember.
So blieb zuletzt nur noch der 24. Dezember mit der offenen Nacht in der Helferei. Doch da hatten sich viele der Altstadtbewohnerinnen und -bewohner schon in den trauten Kreis ihrer Familie zurückgezogen.
Herzlichen Dank an das Altstadthaus und an alle Gastgeberinnen und Gastgeber, die Corona zum Trotz etwas mehr Licht in die dunkle Jahreszeit brachten!

Elmar Melliger