Spanische Lebensfreude

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Eine Institution im Niederdorf feiert bald ihr 150-jähriges Bestehen. Spanische Lebensart auf zwei Stockwerken. Und in einem Weinkeller, der «Antigua Bodega», schräg über die Gasse. Zeit für einen Besuch und einen Blick in die Vergangenheit.

Bis 1838 waren im Weinkeller gegenüber des Restaurants noch die Pferde der damaligen Zürcher Post untergebracht. Im heutigen Kolonialwarengeschäft Schwarzenbach war zu dieser Zeit die Post von Zürich. An der Aussenwand des Gebäudes steht ein entsprechender Hinweis.

Das eindrückliche Kellergewölbe stammt aus dem 12. Jahrhundert. Es strotzt heute vor Trouvaillen, welche die Familie Winistörfer über Jahre hinweg gesammelt und dort platziert hat. Man kann diesen Keller übrigens auch für Anlässe mieten. – Unser Besuch galt aber nicht dem Weinkeller. Es zog uns in die Sala Morisca im 1. Stock der «Bodega». Die Sala Morisca, der maurische Saal, wurde im Jahre 1892 von der Gründerfamilie Gorgot mit Handwerkern aus Katalonien eingerichtet und ist bis heute unverändert geblieben. Allein deshalb schon ist sie einen Besuch wert.

 

Verzauberndes Spanien
Es traf sich gut, dass meine Partnerin und ich erst kürzlich einen Flamenco-Abend im Theater Stok besucht haben. Diese Klänge noch im Ohr, steigen wir die schmale Treppe in die erste Etage hoch. Schon beim Betreten der Sala wähnt man sich irgendwo in Katalonien und glaubt das Meer rauschen zu hören… Wir werden vom spanischen Personal sehr freundlich empfangen und an einen der weiss gedeckten Tische geführt. Das Restaurant besteht aus zwei Räumen, der Sala Morisca und einem weiteren, kleineren Raum daneben. An dessen Wänden finden sich übrigens Fotos früherer Besucher. So zum Beispiel von Walter Roderer, einem Schweizer Schauspieler. Er besuchte das Lokal just in dem Jahr, in welchem ich geboren wurde. Das war 1962.

 

Kulinarisches aus Spanien
Wie konnten wir den Abend anders beginnen als mit einem Glas Balma. Dieser naturherbe Cava stammt vor allem von der Finca Mas Bertrán und kostet Fr. 11.– das Glas. Auftakt des Menus bildete ein Ensalada, ein kleiner gemischter Blattsalat (Fr. 9.50). Dazu wählten wir Lomo Embuchado. Serviert wird dieses luftgetrocknete Schweinsfilet mit Olivenöl aus Cambrills (Fr. 19.–). Zwischen den Gängen gönnten wir auch unseren Augen das eine oder andere Highlight in diesen wunderschönen Räumlichkeiten. Unseren Fortgang fanden wir in einer Paella «Bodega Española». Diese besteht aus Meeresfrüchten, Crevetten, Calamares, Poulet und natürlich Reis. Das Gericht wird, wie es sich gehört, in einer Paella-Pfanne präsentiert und anschliessend vom Service auf dem Teller angerichtet (Fr. 44.–). Die Portionen sind gross und reichen auch für einen zweiten, gut gefüllten Teller. Sehr empfehlenswert. Dazu tranken wir auf Empfehlung des Hauses einen 2016-er Hacienda Cutillas. Schwer und tiefgründig, die Flasche zu Fr. 54.–.

Die wirkliche Überraschung des Abends, wenn man es denn so nennen darf, bestand im Postres, dem Dessert. Wussten Sie, dass man Milch frittieren kann? Wir wissen es jetzt. Leche Frita, warmer Pudding, in Zimt und Zucker gebraten (Fr. 13.–). Allein das ist ein Grund, wiederzukommen. Ein spanisches Essen schliesst man gerne auch mit einem Carajillo ab. Ein Kaffee mit einem spanischen Brandy, etwas Zitronenschale und einer Kaffeebohne. Das taten auch wir. Dazu verliessen wir aber den ersten Stock und begaben uns ins Parterre. Dort, an den langen Holztischen inmitten der «Bodega», beendeten wir den Abend in einer lebhaften Umgebung.

 

Alexander Villiger

 

 

«Bodega Española», Münstergasse 15, 8001 Zürich, Tel. 044 251 23 10, https://bodega-espanola.ch/de/. Tapas- und Weinbar täglich von 10.30 bis 24 Uhr. Speiselokal Obergeschoss täglich 12 bis 14 und 18 bis 24 Uhr.

Reservationen für die «Antigua Bodega» sind nur für geschlossene Gesellschaften ab 25 Personen möglich.