Esche muss gefällt werden

Im Innenhof der Liegenschaft Stüssihofstatt 9, im «Schwarzen Garten», steht ein markanter Baum, der die umliegenden Häuser um einiges überragt. Weil er durch einen Pilzbefall stark geschädigt ist, muss er gefällt werden.

Der breiteren Öffentlichkeit zeigt er sich gar nicht und Aussenstehenden erst, wenn jemand aus seiner Nachbarschaft eine Tür zum Hof öffnet. Oder den Blick von einem der umgebenden Häuser gestattet. Auch wenn der Baum die umliegenden Bauten mit seiner stattlichen Höhe von 23 Metern deutlich überragt. Der Baum, eine Esche, kämpft seit Jahren gegen eine Krankheit und ein Blick nach oben zeigt, dass seine Krone licht geworden ist. Der Eschenbaumschimmel hat ihn befallen. Ein Pilzbefall, der für betroffene Eschen meist tödlich endet.
Grün Stadt Zürich (GSZ) hat alles Mögliche unternommen, dem prächtigen Baum zu helfen. Vor zwei Jahren wurde ein Pilz zur Bekämpfung des Eschenbaumschwamms eingesetzt, wenn auch mit wenig Hoffnung. Diese hat sich nun ganz zerschlagen, denn Beobachtungen der Fachleute zufolge hat der heisse und trockene Sommer 2022 das Wachstum des Eschenbaumschwamms noch beschleunigt und der Baum ist nicht mehr zu retten. Holzzustandsmessungen haben ergeben, dass er nicht mehr «stand- und bruchfest» ist und ein Sicherheitsrisiko darstellt, wie bei GSZ auf Anfrage zu erfahren war. Mit leicht mulmigem Gefühl hat denn auch eine Nachbarin beobachtet, wie der Stamm sich über die Jahre sachte zur Seite zu neigen begonnen hat. Was, wenn ein kräftiger Sturm aufzieht?

Fällung nötig
Der Baum im Innenhof der Liegenschaft Stüssihofstatt 9, im «Schwarzen Garten», hat viele Vorgänger gehabt. Bereits auf dem Murerplan aus dem Jahr 1576 ist ein Baum an dieser Stelle klar erkennbar und auch auf allen späteren Plänen der Altstadt. Vor allem im Wald in ihrem natürlichen Umfeld können Eschen 250 bis 300 Jahre alt werden. Unser Exemplar wird auf 150 Jahre geschätzt, sein Stammumfang beträgt 3,75 Meter (in einem Meter Höhe gemessen). Nun muss er traurigerweise gefällt werden.
Doch wie ist das zu bewerkstelligen? Der besagte Hof ist umgeben von Häusern, die lückenlos aneinander gebaut sind. Sie stehen im Geviert Stüssihofstatt, Rindermarkt, Froschaugasse und Brunngasse. Nirgends kann man direkt zufahren. Eine knifflige Aufgabe steht bevor.
Wie bei GSZ zu erfahren war, wird der Baum zerkleinert und dann die Einzelteile mit einem Pneukran über die Dächer gehoben und zum Abtransport verladen.
Weil dieser Pneukran die ganze Gasse verstopft, wird die Fällung auf einen Sonntag terminiert und einen Tag beanspruchen. (Gerade wenn diese Zeitung im Druck ist.)

Neupflanzung
Schon immer stand also im «Schwarzen Garten» ein Baum. Diese Geschichte soll weitergeführt werden. Bereits einen Tag nach der Fällung nämlich wird ein neuer Baum gepflanzt. Und zwar eine Ulme (Zelkova serrata). Diese ist gemäss GSZ vom Ausdruck her ähnlich wie die Esche, kann 20 Meter hoch werden. Der neue Baum werde eine schöne rot-orange Herbstfärbung haben und einen malerischen Wuchs. Zudem ist die Ulme toleranter gegen Hitze und Trockenheit.

 

Elmar Melliger