Süsse Verführung

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Es ist immer eine Freude, wenn mitten in der Pandemie Neues entsteht und man spürt: Das Leben geht weiter! Und bisweilen wird es versüsst wie beim jüngsten Kind des Traditionsfachgeschäfts der Familie Schwarzenbach, dem Schokoladen-Laden.

Wie hier bereits berichtet (Altstadt Kurier, Juniausgabe 2020), ist das Tee-Café Schwarzenbach an der Münstergasse mit seinen 22 Plätzen irgendwie zu klein geworden, gerade wenn sich Leute anstellten, um einen Kaffee zum Mitnehmen zu bekommen. Dann fühlten sich die sitzenden Gäste bisweilen etwas bedrängt. Gleichzeitig hatte man im Laden nebenan etwas knapp Platz für die Schokolade. Was zur Idee führte, einen Laden nur für Schokolade zu eröffnen, mit Ausschank von Kaffee und Schokoladegetränken zum Mitnehmen (wobei einige wenige Stehplätze innen und Sitzplätze aussen vorgesehen sind).
«Leider kam am 16. März 2020 der Lockdown und wir konnten uns von unseren Gästen nach 22 Jahren gar nicht richtig verabschieden», erklärt Heini Schwarzenbach. Denn man begann dann schon bald mit den geplanten Umbauarbeiten. Nun hat vor wenigen Wochen das Soft Opening stattgefunden: Der Laden ist ohne grosse Ankündigung eröffnet worden.

Tafelschokoladen
«Schokolade ist ein spannendes Produkt!», schwärmt Heini Schwarzenbach. Im gleichnamigen Fachgeschäft werden seit über 150 Jahren vorwiegend Kaffee, Tee und Dörrfrüchte angeboten, aber auch Gewürze sind wichtig geworden. Immer am Dienstag und Donnerstag erfüllt der aromatische Geruch von frisch geröstetem Kaffee die Umgebung des Ladens an der Münstergasse.
Jetzt wird der Schokolade mehr Platz eingeräumt. Dabei geht es nicht um Confiserie, werden also weder Honold noch Sprüngli konkurrenziert. Vielmehr werden Tafelschokoladen von kleinen Manufakturen angeboten.
Bei einer davon, bei «Laflor» in Zürich, ist Heini Schwarzenbach selber beteiligt, er hat sie 2017 mitbegründet. Zurzeit stehen dort acht verschiedene Schokoladen im Angebot. «Vom Rezept zur Produktion und zur Gestaltung der Etiketten, bis die Tafeln im Regal liegen, gilt es einen kleinen Kraftakt zu vollbringen», sagt der Schokolade-Experte.

Variantenreich
Bei Schokolade gibt es 800 bis 1000 Aromen, die ein Aromabild ergeben, was unzählige Nuancen möglich macht. «Schokoladen dürfen Ecken und Kanten, sollen aber eine eigene Identität haben und berühren», sagt Heini Schwarzenbach. «Sie können süss sein oder weniger süss, dunkel oder weniger dunkel, es gibt sie mit oder ohne Nüsse. Es gibt Schokolade mit Wasabi, mit Steinpilzen, schwarzem Sesam oder mit exotischen Früchten aromatisiert.» Es gibt Schokoladen mit Milch, mit Kokosmilch, mit Ziegenmilch oder mit Cashewmilch. – Dem Variantenreichtum scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Aus Europa und von Übersee
Momentan liegen 250 verschiedene Tafelschokoladen auf den Gestellen – bis 330 fänden Platz. Die Produkte stammen aus der Schweiz, aus Deutschland, Frankreich, England, Belgien, Ungarn, Litauen, aus Peru, Ecuador, Indonesien, Vietnam oder den Philippinen.
Heini Schwarzenbach hat den neuen Laden aufgebaut zusammen mit seiner Frau Patricia und seiner Schwester Brigitte, die sich die verschiedenen Aufgaben teilen. Im Verkauf sind bisherige und auch neue Mitarbeitende tätig. Heini Schwarzenbach: «Mir händ de Plausch, das chunt guet!»
Ja und hat denn das jüngste Kind schon einen Namen? «Wir haben es uns überlegt und haben beschlossen: einfach ‹Schwarzenbach›.»

Elmar Melliger


Schwarzenbach, Münstergasse 17/19, www.schwarzenbach.ch. Geöffnet Montag bis Freitag 9 bis 18.30, Samstag 9 bis 17 Uhr.