Altstadt-Entrümpelung

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Die vom Altstadt Kurier organisierte Altstadt-Entrümpelung hat in angenehmer Atmosphäre auf der Gemüsebrücke stattgefunden. Es wurde eifrig getauscht und entsorgt.

Emsiges Treiben, ein Gewusel, tänzelndes Abstandnehmen im potenziellen Gedränge: das war die Altstadt-Entrümpelung vom 19. September 2020. Der Anlass wird seit rund einer Generation vom Altstadt Kurier organisiert. Und so kommen die Kinder aus der Anfangszeit als junge Eltern, bringen oder suchen noch etwas Spielzeug für die Kleinen. Die Eltern von damals sind dabei, ihren Haushalt zu verkleinern, möchten sich trennen von allerhand, was sich so ansammelt über die Jahre. Und weil man sich bei dieser Gelegenheit Jahr für Jahr trifft, nutzt man die kurzen Kontakte oder längeren Begegnungen für einen Austausch unter Bekannten und Nachbarn.
Dieses Jahr haben viele sich ans Entsorgen gemacht, erhält man den Eindruck. Haben endlich Zeit gefunden, sich dahinter zu machen, was man gern verschiebt, den Keller, den Estrich mal unter die Lupe zu nehmen. Das ist die Vorder- der vor allem aus Kehrseite bestehenden Corona-Medaille.
Da fragt jemand, ob wohl schon ein Velo abgegeben worden sei, sie bräuchte noch ein Velo. Aber gern doch, bitte kurz sich umdrehen. Und da steht es, das Damenvelo, silbern, guter Zustand, einzig etwas frische Luft könnten die Pneus vertragen. Eine Frau sucht nach Kinderspielzeug, das sie nach Rio de Janeiro mitnehmen will für eine Kinderkrippe in den Favelas, leicht und handlich muss es sein. Jemand hortet Kleider und Alltagsgegenstände, bestimmt für eine kinderreiche Familie. Ein Sessel mit Holzrahmen, auf dem man herrlich wippen kann, sofern man nicht zu Seekrankheit neigt, war vor drei Jahren schon mal hier und findet nach einem Aufenthalt von wenigen Minuten ein neues Zuhause. Bücher werden diesmal überdurchschnittlich viele mitgenommen. Dies dank Dorothee Vitali, gelernte Buchhändlerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle abgegebenen Bücher nach Kategorien zu ordnen: Krimis, Sachbücher etc.
Die ERZ-Mitarbeiter Daniel Heinrich und Albert Messmer sind im Einsatz. Sie beraten die Ankommenden und helfen beim Entsorgen. Die Lernende Carina Alves verbringt hier gern ihren freien Samstag und auch Bruno Zortea vom ERZ kommt zu Besuch.
So manches hat über den Umweg zur Gemüsebrücke neue Besitzer und zu einer neuen Verwendung gefunden. Was die Hürde nicht genommen hat, landet im Hagenholz. Das waren dieses Jahr 5110 Kilogramm Sperrgut (Vorjahr 4190 Kilo) und 1300 Kilo Altmetall (Vorjahr 670 Kilo).
Die Stimmung an diesem Tag ist ausgelassen, man kann einen milden Spätsommertag geniessen, alle scheinen zufrieden zu sein. Und wie die Marktfahrer des Samstagsmarkts nach dem Mittag zusammenräumen, teilt man sich die Brücke nur noch mit der wunderbaren Rösslirytschuel, deren nostalgische Chilbiorgelklänge von weit zu hören sind.
Die Altstadt-Entrümpelung: Wenn es sie nicht längst schon gäbe, man müsste sie erfinden.

Elmar Melliger