Peter Wittwer (1940-2020)

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Peter Wittwer war von 1997 bis 2005 Pfarrer an der Zürcher Predigerkirche. Am 28. März 2020 ist er zu Hause an der Kirchgasse gestorben, wo er mit seiner Frau Margrit bis zuletzt lebte.
Die Predigerkirche hatte gerade ihre Pfarrstelle ausgeschrieben. Bei der Durchsicht der Bewerbungen – damals war ich Kirchgemeindepräsident – stach mir ein Lebenslauf besonders ins Auge. Da bewarb sich ein ehemaliger katholischer Pfarrer. Der hatte sich verliebt, hatte geheiratet und war reformiert geworden. Jetzt arbeitete er bei der Stadt Zürich als Ausländerbeauftragter. Ich wusste sofort: das war mein Wunschpfarrer für die Predigerkirche. Die Wahl gelang. – Von Anfang an arbeitete Peter Wittwer an der Öffnung der Kirche. Zunächst ganz handfest. Damals war die Predigerkirche nämlich werktags noch geschlossen. Das gehe nicht anders, argumentierte man, die Drogenszene am Hirschenplatz sei zu nah. Sicher gehe das anders, fand Peter Wittwer, stellte eine Gruppe von Freiwilligen zusammen, die die Kirche «hüteten», und öffnete die Türen. Das war aber erst der Anfang. Schon bald gingen in der Predigerkirche die verschiedensten Religionsgemeinschaften ein und aus. Ich erinnere mich noch an eine unserer Weihnachtskarten. Auf dieser entzündete der bosnische Imam die erste Kerze am Adventskranz. Oder es legten vorne beim Abendmahlstisch tibetische Mönche ein Sandmandala. Oder der Rabbiner Tovia Ben-Chorin sang den Segen. Und ehe sichs die Predigerkirche versah, war sie ökumenisch. An der reformierten Kirche arbeitete fortan der Dominikaner Franz Müller als katholischer Seelsorger.
So war Peter Wittwer. Äusserlich wirkte er unscheinbar. So, als könnte er keiner Konvention ein Haar krümmen. Aber da täuschte man sich. Er war ein freier Geist. Der interreligiöse Dialog und der religiöse Friede waren seine Herzensanliegen. Dafür setzte er seine ganze Kraft ein. Es war eine Freude, mit Peter zusammenzuarbeiten. Eine reiche Zeit, auf die ich dankbar zurückschaue.

Daniel Lienhard