Buchkultur in Zürich

Unter dem Motto «Buchkultur in Zürich» luden die Buch- und Kunstantiquariate Biblion Leonidas Sakellaridis, August Laube, EOS Benz und Peter Bichsel Fine Books zum sechsten Mal ein zur herbstlichen Veranstaltungsreihe in ihren Ladenlokalen an der Kirchgasse und an der Oberdorfstrasse.
Die Vorträge ausgewiesener Fachleute waren dieses Jahr – kaum überraschend – Themen zur Reformationszeit gewidmet.
Reinhard Bodenmann, Bearbeiter der wissenschaftlichen Edition der Korrespondenz Heinrich Bullingers, erläuterte mit anschaulichen Beispielen die überragende Bedeutung dieses Briefwechsels als reichhaltige Quelle zur Erforschung des 16. Jahrhunderts.
Der Leiter der Abteilung Alte Drucke an der Zentralbibliothek, Urs Leu, kam gleich zweimal zum Zug: Die Flugschriften und Einblattdrucke, die er vorstellte, waren die einflussreichen Propagandamittel jener Zeit, mit denen die reformatorischen Anliegen verbreitet wurden. Zusammen mit Christoph Sigrist schilderte er die Schicksale der Täufer, wie sie den Verhörakten der Täuferprozesse zu entnehmen sind.
Zur Bilderfrage, eines der zentralen Themen der Reformation, äusserte sich Peter Jezler, und Paul Michel, der eigentliche Initiant der Vorträge, lockte das Publikum in die Antiquariats-Messe im Vortragssaal des Kunsthauses, wo er einige Neujahrsblätter aus dem 18. Jahrhundert erklärte, die der tugendhaften Zürcher Jugend Szenen der Reformationsgeschichte aus dem aufklärerischen Blickwinkel jener Zeit in Wort und Bild nahebrachten.
Die im Anschluss an die gehaltvollen Referate angebotenen Apéros boten dem bibliophilen und kulturgeschichtlich interessierten Publikum willkommene Gelegenheit zu vertieftem Gedankenaustausch im stilvollen Ambiente der jeweiligen Antiquariate. Nunmehr zur Tradition geworden, wird dieser anregende Herbstanlass auch im nächsten Jahr wieder stattfinden.

Matthias Senn