Kunsthaus-Erweiterung

Die Gerüste des Erweiterungsbaus des Kunsthauses sind weitgehend abgebaut. Obwohl immer noch fleissig gebaut wird, beginnt der von David Chipperfield entworfene eigenständige Baukörper an seinem neuen Heimatort mit der Umgebung zu kommunizieren.
Die Kritiker empfanden den Neubau als zu gross, als städtebaulichen Sündenfall. Er zerstöre den Grünraum und die Turnhallen zwischen Kunsthaus und alter Kantonsschule und erdrücke die Umgebung.
Markant und selbstbewusst präsentiert sich der Neubau. Störend und als Fremdkörper wirkt er jedoch aus keiner Perspektive. Vielmehr definiert er von der Rämistrasse bergwärts kommend den Heimplatz als einen wichtigen Ort, wenn man will einen Kulturort mit Museum und Schauspielhaus. Talwärts gehend fügt er sich dank dem Park zwischen sich und der in seiner städtebaulichen Ausformulierung nicht unähnlichen «alten Kantonsschule», errichtet um 1840 von Gustav Albert Wegmann, erstaunlich geschmeidig in die typische körnige Struktur der Umgebung ein. Vom Hirschengraben her dominiert wie eh und je der Hauptbau den Heimplatz und zeigt auch dank der herausragenden Architektur von Karl Moser deutlich, dass der Haupteingang des Kunsthauses beim Stammhaus ist. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Haupteingang des Kunstmuseums nach langer Umbauzeit wiedereröffnet ist und einladend in zartem Rosa und neuen spiegelnden Bar- und Eintrittstresen von Amarch Architekten erstrahlt. Auch ist schon ein Vorgeschmack auf die neue 75 Meter lange unterirdische Verbindung zu bewundern.
Das in seiner Form und städtebaulichen Setzung sehr klare und eigenständige Gebäude nimmt als Kontrast dazu in Fassadengestaltung, Materialität und Farbe sehr starken Bezug auf die umliegenden Gebäude, insbesondere auf den um 1910 erbauten Hauptbau. Die Sandsteinfassade orientiert sich nicht nur in seiner Materialität, dem Sandstein, am Hauptbau, sondern auch die gerundeten Lisenen erinnern an die weich geschwungene Fassade des Moserbaus. Durch die Feinheit der vertikalen Fassadenelemente passt er aber auch ausgezeichnet zu der gerippten Fassade des Erweiterungsbaus aus den 1950er-Jahren der Gebrüder Pfister und bindet so die einzelnen Gebäude zu einem nicht nur funktionellen Ganzen rund um den Heimplatz zusammen.
Da der Heimplatz jetzt räumlich klar definiert ist, beginnt er Hoffnungen zu wecken, mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt zu sein. Tram, Fahrräder, Busse und Fussgänger zwängen sich durch dieses Nadelöhr hindurch. Eigentlich würde man sich einen Kulturplatz mit viel Aufenthaltsqualität und Tempo-20-Verkehr wünschen.   

Andri Gartmann