Entscheidungshilfe für alle

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Das «Café Med» ist normalerweise im Bistrot «Chez Marion». Doch kürzlich war es sozusagen auf Reisen, auf Tournee, an einer Abendveranstaltung des Vereins St. Peter im Lavaterhaus.

Entscheidungshilfe für alle und das kostenlos. Das anzubieten hat sich die Akademie Menschenmedizin daran gemacht, nach einem geeigneten Ort zu suchen. Und ist seit vielen Monaten zu Gast im Bistrot «Chez Marion» an der Mühlegasse in der Altstadt. – Eine grosse Zahl Ratsuchender hat sich seither mit einem Anliegen an die jeweils anwesenden Fachpersonen gewandt.
Steht eine medizinische Entscheidung bevor, sei es eine Operation, eine belastende medikamentöse Therapie oder eine zusätzliche Untersuchung, ist es für Laien oft schwierig zu entscheiden, was gemacht werden soll. Alles, möglichst wenig, gar nichts? Welche Risiken und Nebenwirkungen will man dabei in Kauf nehmen?
Ausgewiesene Fachpersonen, ÄrztInnen die meisten, unterstützen die Ratsuchenden bei ihrer Entscheidungsfindung.
So auch an jenem Abend im Lavaterhaus, als das «Café Med» sozusagen auf Tournee war. Auf Einladung des Vereins St. Peter, dessen Präsidentin Annina Hess-Cabalzar (Psychotherapeutin) auch Präsidentin der Akademie Menschenmedizin ist, die das «Café Med» anbietet, hat die Akademie Menschenmedizin, haben die zwölf anwesenden Fachpersonen ihr Angebot und wie es dazu kam, vorgestellt.
So erzählte der Arzt Christian Hess von seinem Traum einer «Berat-Bar». Die Gynäkologin Brida von Castelberg sprach davon, dass sie gern ein eigenes Café gehabt hätten und wie sie auf das «Marion» kamen. Mehrere der anwesenden Fachpersonen beklagten einen Mangel an Zeit, den sie während ihrer beruflichen Tätigkeit erlebt hätten, wenn es um das Gespräch mit Patientinnen und Patienten ging. Sie sagten, dass sie mit ihrem Engagement beim «Café Med» etwas geben oder auch zurückgeben wollten. Der Arzt Davi Nadal brachte es auf den Punkt: «Viele Fragen kommen erst, wenn man das Sprechzimmer verlassen hat.» Beim «Café Med» soll man ungezwungen die Fragen stellen, die einen beschäftigen.
Dabei, so stellten die Fachleute klar, gehe es nicht um eine Zweitmeinung. Vielmehr illustrierten Episoden aus dem Alltag, worum es beim «Café Med» geht. So hat beispielsweise eine Frau eine notwendige Operation abgelehnt, bis sich im Gespräch herausstellte, dass es ihr um die Angst vor der Narkose ging. Oder eine Frage könne sich konkretisieren. Oft gehe es um Angst, Unsicherheit. Oder darum, dem Arzt mit Bestimmtheit sagen zu können, dass man etwas nicht will. Bei Kindern kann es sein, dass man Eltern beruhigen kann mit dem Hinweis, dass sich das geschilderte Symptom «auswachse», auch ohne Behandlung.
Heute besteht beim «Café Med» ein Team aus 45 Fachpersonen, die sich die Einsätze aufteilen, wie Annina Hess erklärte. In der Regel seien etwa 10 Fachpersonen anwesend für rund 25 Fragende. Neben dem Angebot in Zürich gibt es eines in Luzern. Weitere Städte seien in Diskussion: Solothurn, Chur, Basel.
Im zweiten Teil des spannenden Abends im Lavaterhaus konnten die Gäste sich mit Fragen an die sich im Saal verteilenden Fachpersonen wenden. Und das «Café Med» war in voller Aktion.

Elmar Melliger