Ein Bijou ist entstanden

Nach vierzehnmonatiger Umbauzeit ist das Haus Rindermarkt 11 wieder bezugsbereit. An einem Tag der offenen Tür bot sich der Nachbarschaft die Gelegenheit, das Resultat zu besichtigen und zu begutachten.

Der Kran stand auf einem Podest, das in luftiger Höhe den Rindermarkt überspannte und die nötige Fläche für den Umbau des Hauses zum Säckel am Rindermarkt 11 bot.
Die Sanierung dieser städtischen Liegenschaft wurde nötig, weil es einen über lange Zeit unentdeckten Wasserschaden gab. Aus diesem Grund, wegen durchgefaulter Dach- und Deckenbalken, musste das Dach abgedeckt werden und wurden umfangreiche statische Massnahmen nötig, die viel Zeit und Geld kosteten.
Seit geraumer Zeit ist das Podest und auch das Fassadengerüst verschwunden und das Haus präsentiert sich von seiner besten Seite.
Vor dem Bezugstermin der Wohnungen am 1. Juni wurde die Nachbarschaft und weitere Interessierte am Samstag, 5. Mai zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Ein Angebot, das rege genutzt wurde.

Knifflige Fragen
Der mit dem Umbau betraute Architekt Lukas Felder bot Führungen an und wusste einiges zum 1357 erstmals erwähnten Haus zu sagen. Und zu den vielen bautechnischen sowie denkmalpflegerischen Problemen, die es zu lösen gab. Bereits erwähnt wurden die Probleme mit der Statik. In diesem Zusammenhang musste der obere Teil des Hauses aufwendig abgestützt werden und das einzubauende Material etwa für die Böden durfte ein gewisses Gewicht pro Quadratmeter nicht überschreiten. Auch denkmalpflegerisch knifflige Fragen galt es zu beantworten: Was ist zulässig, was nicht? Welchen Zustand will man erhalten oder zeigen, welches Jahrhundert wie abbilden? Das Haus wurde nämlich immer wieder umgebaut. So wurde es beispielsweise im 17. Jahrhundert aufgestockt. Im Haus lassen sich Elemente aus dem 17., 18., 19., 20. Jahrhundert feststellen.

Attraktive Wohnungen
Im ersten Obergeschoss besticht das historische «Säckelmeisterzimmer» mit seiner mehrfarbigen Ausgestaltung von Wänden und Decke. Eine Sichtbalkendecke und eine Stein-Fenstersäule hat die Wohnung im zweiten Obergeschoss zu bieten, Stuckdecken ebenso. Keine der Wohnungen ist gleich wie die andere, von der Raumeinteilung und Ausstattung her sind alle verschieden. – So wurde unter den rundweg beeindruckten Teilnehmenden der Führung abgewogen, welche der Wohnungen man denn nun am liebsten beziehen würde. Alle fünf hätten leichtes Spiel gehabt, Abnehmer zu finden an diesem Nachmittag, wären sie nur nicht bereits vermietet gewesen. Ins Erdgeschoss (mit Laden und Werkstatt) kann übrigens verdankenswerterweise der langjährige Mieter Massimo Biondi zurückkehren. Hier wird der Antikschreiner wieder seine kreativ gestalteten Schaufenster einrichten, sozusagen kleine Wechselausstellungen, die so viele Male zu einem Schmunzeln Anlass gaben. Wiederum mit einer entspiegelten Fensterscheibe für den besseren Durchblick, wie vor dem Umbau.

Neuerdings mit Komfort
Auf fünf Etagen wurde je eine Wohnung eingerichtet, mit je neuer Küche und Bad – teilweise waren die Wohnungen zuvor ohne Bad, mit gemeinsamem WC im Treppenhaus. Das Dach wurde ab- und neu mit Ziegeln gedeckt. Die Türen wurden feuerpolizeilichen Normen entsprechend eingebaut. Einige der schönen Nussbaumtüren im Treppenhaus sind «blind», sollen von aussen gezeigt werden, führen aber nirgendwo hin und sind zugemauert – weil sie den Vorschriften nicht mehr genügen können.
Die Bauzeit betrug vierzehn Monate, der Umbau kostete dreieinhalb Millionen Franken. Die Wohnungen mit zweieinhalb Zimmern haben eine Fläche von 75 Quadratmetern und kosten zwischen 1950 (erstes Obergeschoss) und 2350 Franken (zuoberst). Die Wohnung im fünften Obergeschoss weist eine Galerie im früheren Estrich in der Dachschräge auf, mit tollem Ausblick über die Altstadt. Aber eben: leider bereits vermietet.

Elmar Melliger