Im Zentralhof gediegen essen

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Wo sich im Kreis 1 ein sozialer Treffpunkt, geflügelte Löwen, durstige Pferde und ein Hauch Paris zu einem gelungenen gastronomischen Erlebnis vereinen.

Wenn man vom Münsterhof über die Poststrasse Richtung Paradeplatz schlendert und linker Hand, auf Höhe des Hauses Nummer 5 den Blick durch den Durchgang fallen lässt, tun sich einem zwei Oasen auf. Der Blick geht über Zentral- und Kappelerhof, bis fast zum See. Wäre da nicht die einen Riegel bildende Nationalbank. Schon immer erinnerten mich beide Innenhöfe, aufgrund ihrer Grosszügigkeit, ein wenig an die prachtvollen Bauwerke der französischen Metropole. Das Ziel unseres kulinarischen Ausfluges befindet sich im ersten Hof. Dieser hallte einst von lautem Pferdegewieher wider.

Wo Pferde sich labten
Der ehemalige Posthof, heute Zentralhof, bildete in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Zentrum des ostschweizerischen Postkutschenverkehrs. In der Mitte befand sich eine Tränke für die Postkutschenpferde. 1877 wurde diese durch einen grossen, gusseisernen Brunnen ersetzt. Ein imposantes Beispiel damaliger Giessereikunst. Mit seinen vier wasserspeienden Flügellöwen bildet er einen schönen und würdigen Hintergrund für unser Essen im Restaurant «Puro».
Hinter dem «Puro» (das nichts mit Dieter Meier und seinem gleichnamigen Wein zu tun hat) stehen vier Freunde um Till Spillmann. Mit der «Apo-Theke» (www.apotheke-zh.ch) haben die Gründer bereits 2015 erfolgreich in der Zürcher Gastronomie Fuss gefasst. Als Nachfolger des sich am gleichen Ort befundenen «Strozzis» tut man sich heute noch etwas schwer, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Sobald die Temperaturen wärmer werden und man draussen im Zentralhof speisen kann, wird es wieder einfacher, berichtet uns der Geschäftsführer Martin Hudec. Er begleitete uns, zusammen mit der charmanten Charonne, durch einen gelungenen Abend.

Qualität und Wesentliches
Der Chef de Cuisine, Federico Finessi, beschränkt sich in seiner Küche auf das Wesentliche. Eben alles ganz «Puro», wie es der Name schon erahnen lässt. Dabei werden aber keine Abstriche an der Qualität gemacht. Was sich durchaus auf die Preise niederschlägt. Wir beginnen unser Abendessen mit einem Glas Prosecco Nudo und einer Bloody Mary. Als Vorspeise versuchen wir uns an einer «Puro Parmiggiana 2.0». Dahinter verbirgt sich eine ofengeschmorte Soja-Aubergine, an würzigem Sugo von Tomaten, mit intensiver Crème von frischem Basilikum und Salsa di Parmiggiano. Die 21 Franken dafür sind absolut gerechtfertigt. Die 26 Franken für die drei Stück «St. Jacques Granny Smith», auf den Punkt gegarte, asiatische «Hokkaido»-Jakobsmuscheln, in würzigem Jus von Granny-Smith-Äpfeln, serviert mit sautierten, milden Frühlingszwiebeln, finden wir dann schon eher an der oberen Grenze. Geschmacklich ist an den Speisen absolut nichts auszusetzen, im Gegenteil. Den Restflüssigkeiten in beiden Tellern wurde mit einer extra Portion frischen Brotes der Garaus gemacht. Die Hauptgerichte, «Puro-Schnitzel und Tartufo nero», vom Schweizer Kalb, in knuspriger Panko-Panade, mit getrüffeltem Eigelb und gehobeltem, frischem schwarzen Trüffel sowie das «Rindsfilet irisch Beef Tenderloin 200 Gramm», Médaillon nach Wunsch gebraten, an raffiniertem Jus, waren vom Handwerk her sowie geschmacklich top. Die Preise mit Fr. 56.– und Fr. 58.– allerdings ebenfalls. Zumal die Beilagen, neue Kartoffeln resp. Tagliolini jeweils noch einmal mit Fr. 7.– zu Buche schlugen. Dagegen waren die drei Dezi Weisswein Verdejo (zu Fr. 10.– der Dezi) schon fast wieder günstig. Das Affogato (Fr. 8.50) zum Nachtisch machte den Braten auch nicht mehr fett, trug aber zu einem feinen Abschluss des gelungenen Abends bei.
Das «Puro» war zu unserem Besuch, an einem der wohl letzten lauen Spätsommerabende, sehr gut besetzt. Dem jungen, zumeist englischsprachigen, durchaus hippen Publikum schien es ebenso gefallen zu haben wie uns.

Alexander Villiger

Restaurant «Puro – The social Club», Fraumünsterstrasse 25, 8001 Zürich. Tel. 044 221 99 33, info@simplypuro.ch. Offen (Sommer) Montag 11.30 bis ca. 22 Uhr, Dienstag bis Freitag 11.30 bis ca. 23 Uhr, Mittagsservice 11.45 bis ca. 13.50 Uhr, Abendservice 18 bis ca. 21.50 Uhr. Samstag 11.30 bis ca. 23 Uhr, durchgehend warme Küche von 11.30 bis 22 Uhr.