Tschüss, liebe Bürkli-Beiz

Es wird natürlich alles besser. War ja auch höchste Zeit. Die Rad-WM haben wir gottseidank überstanden. Das Bürkli-Beizli, 1971 aufgestellt, wurde im stolzen Alter von 53 Jahren abgerissen. Der Neubau wird aus lokalem Züri-Holz gebaut. Wie entsorgt man den altmodischen Beton? Keine Ahnung, aber die Städtischen werden es schon richtig machen.
Die Stadthausanlage entstand dank der Aufschüttung mit Abbruchmaterial der ehemaligen barocken Stadtbefestigung und war eigentlich für den Bau des Bundeshauses gedacht. 1848 erhielt Bern den Zuschlag. Zürich wurde mit dem Landesmuseum getröstet. Heute habe ich manchmal den Eindruck, die beiden Institutionen seien austauschbar.
Wichtig zu wissen ist, nach welchem Bürkli besagter lauschiger Platz zum See hin benannt wurde. Karl Bürkli (1823-1901) war einer der schillerndsten Zürcher im 19. Jahrhundert: nicht nur Publizist, er handelte auch und half bei der Gründung des Konsumvereins und der Kantonalbank. Dann lief er seinem sozialistischen Guru Charles Fourier nach und scheiterte mit Siedlungsexperimenten in Texas und Nicaragua. Wie viele andere nach ihm konnte er sich das Linkssein locker leisten, denn er stammte aus einer vermögenden Familie.
Arnold Bürkli (1833-1894) war Karls Cousin und zehn Jahre jünger. Er blieb in Zürich und machte Karriere, vom Ingenieurgehilfen und – nach Studien in Frankreich und Berlin – zum Stadtingenieur. Er war nicht einfach das pure Gegenteil seines Vetters; auch er hatte das Gen der Erneuerung in sich. Aber während der ältere Karl buchstäblich das Weite suchte, wandte sich Arnold nach innen. Er handelte nach dem Prinzip: «Grabe, wo du stehst!»
Auch Arnold Bürkli war ein Reformer, nur bodenständiger und behaftbarer: er blieb zu Hause und stellte sich auch seinen Misserfolgen.
Arnold Bürkli wurde zu dem Mann, der Zürich umgestaltete, indem er die ursprünglich der Limmat entlang orientierte Stadt zum See hin öffnete. Es fällt einem sofort der Name Haussman ein, der das von den Festungen befreite Paris neu ordnete. Auch nach ihm wurde ein berühmter Boulevard benannt.
«Karl was Arnold», mögen sich die Beamten gedacht haben, die anfangs dieses Jahres in einer Abstimmungsdrucksache die beiden Bürklis miteinander verwechselt hatten.
Klar dürfte aber sein, welchen Bürkli der Zürcher Stadtrat gemeint haben dürfte, als er einen Namen für den Platz am neuen Quai suchte, der längst nicht mehr so neu ist, aber nichts von seiner weltstädtischen Allüre eingebüsst hat.
Herzlich uraltzürcherisch,

Regula