«Im Himmel ist der Teufel los»
In der diesjährigen Aufführung nahm sich das Helfereitheater Grosses vor: Es ging um nichts weniger als um den Versuch, dem Wirken des Teufels auf der ganzen Welt endlich einen Riegel zu schieben. Den Wächterinnen im Himmel, einer Schar von Frauen, die ehemals als Hexen verfolgt und hingerichtet worden waren, ist der üble Bursche nämlich entkommen und treibt nun im Lauf der Jahrhunderte in vielerlei Gestalten sein Unwesen. Die Frauen verbünden sich, rufen auf zum Widerstand gegen männliche Gewalt, Ungerechtigkeit und Krieg, um am Schluss doch erkennen zu müssen, dass sie noch immer nicht genug sind, das Böse abzuwenden, das ihnen stets voraus ist.
In zehn Szenen, die sich im Zeitraum von der griechischen Antike bis in die Gegenwart abspielen, wurde das angesichts der heutigen Weltlage aktuelle Thema dargestellt. Beim Erarbeiten des Stücks bediente sich Hans Strub, als Autor, Regisseur und Schauspieler seit zehn Jahren die Seele des Ensembles, einiger Passagen aus Werken der Weltliteratur, die sich auf ihre Weise mit derselben Materie befassten. So wechselten sich die Motive des Frauenaufstands aus dem Theaterstück «Lysistrata» des griechischen Komödiendichters Aristophanes ab mit Anklängen an Jean Anouilhs Bearbeitung des Antigone-Stoffs; die auf zeitgenössischen Quellen des 16. Jahrhunderts basierende Szene der Hexenverfolgung erhielt mit dem eindrücklich vorgetragenen Lied des Hexeneinmaleins von Konstantin Wecker aus dem Jahr 1977 eine aktualisierende Wirkung, und beim beklemmenden Verhör zwischen einem SS-Offizier und einer adligen Dresdnerin wurden Verse aus dem 1947 von Wolfgang Borchert verfassten Widerstands-Gedicht «Dann gibt es nur eins, sag nein» zitiert.
Epochen und Schauplätze der Handlungen bewegten sich von Szene zu Szene durcheinander, was den Ausführenden wie dem Publikum einiges an Konzentration abforderte. Der Veranschaulichung der einzelnen Auftritte verhalfen nicht zuletzt die von der Ausstatterin Barbara Bornhauser kreierten Kostüme, welche die im Stück vorkommenden unterschiedlichsten Epochen und Rollen auf einfache, aber klare Weise charakterisierten. Die vom Trio Trello komponierten und gespielten überleitenden Zwischenmusiken trugen das Ihre zur stimmigen Atmosphäre der vom spürbaren Engagement der Laienschauspielerinnen und -schauspieler getragenen Aufführung bei.
Matthias Senn