Alles hausgemacht

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An der Stüssihofstatt, wo die Familie Zgraggen während zwanzig Jahren ihre Metzgerei führte, ist heute – wieder eine Metzgerei. Die «Wursteria by Hinz & Kunz» legt, wie der Name vermuten lässt, Wert auf Würste. Aber nicht nur.

Ende Februar 2022 war Schluss. Nachdem die Familie Zgraggen seit 1980 zuerst am Hirschenplatz, ab 2002 an der Stüssihofstatt ihre Metzgerei betrieben hatte, die letzten Jahre Sohn Fabio, hat dieser das Geschäft aufgegeben (Altstadt Kurier, Februarausgabe). Glücklicherweise hat Liegenschaften Stadt Zürich als Vermieterin Hand geboten für eine Nachfolgelösung, die eine gewisse Kontinuität ermöglicht.
Wohl liegen die Geschicke des Geschäfts in neuen Händen, doch wurde Rücksicht genommen auf die Gewohnheiten der Kundschaft und vor allem: die langjährigen Mitarbeitenden arbeiten heute noch dort. Nach einer kurzen Renovationszeit hat das Geschäft am 5. April wiedereröffnet.

Seit 100 Jahren
Die Familie von Andreas Würmli betreibt seit 100 Jahren eine Metzgerei, heute mit Produktion in Gundetswil (nahe Frauenfeld), mit Läden in Elgg und Neftenbach, neu in der Zürcher Altstadt.
Andreas Würmlis Geschäftspartner Renato Blättler zeigt die neue Metzgerei. An den Wänden hängen Schwarzweissfotos von Metzgern, aufgenommen anfangs des 20. Jahrhunderts, ebenso hängen da zur Dekoration «antike» Hackebeile. Die Vitrine mit Fisch und Käse ist gewichen, ansonsten sieht es fast aus wie zuvor.
Man pflegt ein regionales Fleischangebot, kauft die Tiere beim Bauern, schlachtet selbst und konfektioniert das Fleisch, das frisch in den Verkauf gelangt oder weiterverarbeitet wird zu Würsten oder Trockenfleisch. Ebenso stehen Gläser mit eingemachten Speisen im Angebot wie Meat Balls, Rindfleisch Stroganoff, Gemüse-Curry oder Chili con Carne.

Frisch-, Trockenfleisch, Würste
Wie der Name suggeriert, stehen Würste hoch im Kurs. Alle sind sie hausgemacht und gibt es in verschiedenen Varianten und Grössen: Bratwürste, Salami, Salsiz etc. Oder aber Trockenfleisch wie Coppa, ebenso selbst geräuchert oder luftgetrocknet. Die erste Woche war Renato Blättler selbst im Laden anwesend, um die Bedürfnisse der Kundschaft zu spüren. Als Resultat hat er bereits einige Anpassungen vorgenommen. So werden nicht mehr nur Kreditkarten als Zahlungsmittel akzeptiert, wie ursprünglich beabsichtigt, sondern neben allen gängigen Karten auch Lunch-Checks und – Bargeld. Es gibt täglich ein Menü mit Fleisch und ein vegetarisches, ausserdem weiterhin das beliebte «Büezer-Menü» für 10 Franken. Auch die Treue-Rabattkarten haben den Sprung in die neue Ära geschafft. Und das Geschäft öffnet bereits um
9 Uhr (statt wie beabsichtigt um 10 Uhr), schliesst allerdings bereits um 18 Uhr (statt 20 Uhr).
Was Renato Blättler erstaunte: «So viele hier sind per Du, es ist wie in einem Dorf!» Das hätte er mitten in der Grossstadt nicht erwartet. Was bereits gut laufe, sei der Take-away-Bereich, neben den Menüs sind das Hot Dogs, Sandwichs etc. oder der Kaffee für 3 Franken. Die Metzgerei müsse noch zulegen, das Angebot bekannter werden, das Rind-, Kalb-, Schweinefleisch und die Poulets, die in der Auslage sind, teils vakuumiert, weil es so länger frisch bleibt.
Bald nimmt der neue Geschäftsführer seine Arbeit auf, weiterhin dabei sind Michael Holenstein (seit 16 Jahren), Elisabeth Dahinden (12 Jahre), Sedi Jaja (5 Jahre) und Doris Weiler (2 Jahre). Und sie kennen die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden.

Elmar Melliger