Alles Familiensache

Im «New Bombay» am Predigerplatz kochen die Schwestern Manmeed Khalsa und Manpreet Singh original indisch, und Neffe Harpreet Singh ist Geschäftsführer. Es bleibt also alles in der Familie. Das Lokal bietet auch Take-away und Partyservice.

Mrs. Manmeed Khalsa lebt seit 25 Jahren in der Schweiz. Seit sie am 1. Mai 2016 mit ihrem Ehemann in Basel am Totentanz 1 das «New Bombay» eröffnete, sei sie von Gästen immer wieder gefragt worden, warum es so ein Lokal nicht auch in Zürich gebe. Seit dem 1. April 2017 gibt es eines, und es lohnt sich unbedingt, hinzugehen. Das Essen schmeckt wunderbar, auch wenn man im Winter nicht mehr draussen sitzen kann. Reservieren ist ratsam. Und die Thali, ein Tablett mit kleinen Portionen, mit oder ohne Fleisch (Fr. 39.50/29.50), sind auch für Anfänger ein verführerischer Einstieg in die indische Küche. Dass in dem Restaurant mit 62 Sitzplätzen monatlich 10 000 Franken Miete herausgewirtschaftet werden müssen, ist nicht lustig, aber Zürcher Realität. Darauf bitte noch ein Kingfisher-Bier!

Ein Blick zurück
Vor hundert Jahren war das Lokal «Zum weissen Schwan» eine Stammbeiz von Lenin gewesen, der bis zum 9. April 1917 im Niederdorf wohnte. Damals war das eine Zürcher Altstadtbeiz, deren Angebot bürgerlicher war als ihr Publikum. Es war das Versammlungslokal der Genossen um den anarchistischen Armenarzt Fritz Brupbacher (1874-1945) aus Aussersihl, der jeweils montags ein Literaturkolleg durchführte, das auch den Dadaisten Hugo Ball beeindruckte: «Der deutsche Literat, den ein Zufall in die Versammlung verschlägt, ganz ohne Kontakt, ganz voller Abneigung kommunistischen Dingen gegenüber, ist tief erstaunt und beschämt und dankt einem Kreise von Menschen, in dem sich Gelassenheit und Erfahrung das Rüstzeug schaffen für den sozialen Kampf der Zukunft.»
Dreizehn Jahre hat Vorgänger Lalith Subramaniam aus Sri Lanka das Lokal sozusagen multikulti geführt, die Familien Khalsa und Singh führen es konsequent und überzeugend indisch.

Tandoori-Gerichte, frisches Naan
Im «New Bombay» werden Huhn, Lamm, Rotbarsch und Riesengarnelen serviert, aber kein Rind und kein Schwein. Ein indisches Nationalgericht sind Dal Makhni, schwarze Linsen (Fr. 19.–). Das Chicken Madras wird nach südindischer Tradition mit Kokos-Sauce zubereitet, das Rogan Josh, Lamm mit Rogan-Curry-Sauce (Fr. 28.–). Mit Curry ist es übrigens wie mit den Bündner Pizokeln: Selbstverständlich hat jede indische Hausfrau ihr eigenes Geheimrezept, von ihrer Mutter.
In der Küche steht natürlich ein indischer Tandoori-Ofen, in dem auch Naan (flaches Weissmehlfladenbrot mit oder ohne Knoblauch, Zwiebeln, hausgemachtem Käse, Kartoffeln, Nüssen und Rosinen oder auch mit Hackfleisch, Keema Naan (Fr. 8.–) gebacken werden. Mit seinem Küchenkonzept ist das «New Bombay» ein Zufluchtsort für das stets grösser werdende Geschwader von Vegetariern, Veganern und Glukose-Allergikern.
Die indische Küche ist ein ganzer Kontinent mit verschiedenen, klimaabhängigen Kochstilen, angefangen von der nordindischen Variante mit ihren Tandoori Chicken (Fr. 35.50), mit Kreuzkümmel und Safran. Die berühmten Samosas (Teigtaschen) stammen auch aus dieser Himmelsrichtung. Die ostindische Küche (in Richtung Bengalen) ist berühmt für ihre Süssigkeiten, Südindien für seinen kreativen Umgang mit Gemüse, mit Auberginen, Okra, Linsen und Spinat. In Westindien liegt das Schwergewicht auf Fisch und Meeresfrüchten.
Dass die indische Küche nach Europa gekommen ist, gehört zu den wenigen positiven Folgen des Kolonialismus. Diesbezüglich hat die Schweiz ja traditionellerweise wenig zu bieten, deshalb sind die Inder weniger zahlreich als andere Nationalitäten. Doch die einschlägigen Portale nennen inzwischen für den Grossraum Zürich mehr als zwanzig indische und ceylonesische Adressen. Die Eintrittsbarriere für das «New Bombay» ist entsprechend hoch, aber eben: Familiensache!

Esther Scheidegger

Restaurant «New Bombay», Predigerplatz 34, 8001 Zürich, Tel. 044 251 18 04. Montag bis Freitag 11 bis 14.30, 17 bis 23 Uhr, Samstag und Sonntag 17 bis 23 Uhr, www.newbombay.ch.