«I de Mitti vo de City»

Die Älteren unter uns werden sich erinnern: An die Zürcher Balladen, die an der Trittligasse unter freiem Himmel mit grossem Erfolg aufgeführt wurden. Nun plant der umtriebige Christian Jott Jenny mit seinem Amt für Ideen eine Neuauflage: die Trittligass-Ballade 2017.

Es war im Sommer 1960. Das Plätzchen an der oberen Trittligasse wurde zur Freilichtbühne. Während dreier Monate bei gutem Wetter wurden die Zürcher Balladen aufgeführt, allabendlich. Auf der kleinen Bühne «i de Mitti vo de City» traten beliebte Schweizer Schauspieler auf: Von Ruedi Walter über Margrit Rainer und Jörg Schneider zu Inigo Gallo… Unvergesslich muss das gewesen sein. Und eine gewisse Belastung für die freundlich toleranten «schwergeprüften Anwohner», wie es im Programmheft hiess.

Breit unterstützt
Christan Jott Jenny, der in der Altstadt sein «Amt für Ideen» betreibt, aus dem «Z’Abig hät Züri en Zauber», «Der kleine schwarze Niederdorf-Hecht», «Euse Rainer chönt das au», «Rotstift reloaded» und anderes mehr hervorgegangen ist, hat sich ­einer neuen Idee angenommen: Die Wiederaufführung der Zürcher Balladen! Das Beste von damals, angereichert mit dem Fragwürdigsten, Lus­tigsten und Absurdesten von heute.
Da allfällige Lärmklagen von damals inzwischen alle verjährt sind, hat der umtriebige Kulturschaffer bereits Ende letzten Jahres die Anwohnerschaft in seine Pläne einbezogen. Denn er kennt die Altstadt und deren Bewohner und will sein Vorhaben nicht an ihnen vorbei durchziehen. So sind denn die Aufführungen nicht an drei Monaten allabendlich, sondern im September während drei ­Wochen jeweils an vier bis fünf Abenden vorgesehen.
Bereits zeichnet sich breite Unterstützung ab. Die Anwohner reagierten verständisvoll und der Quartierverein Zürich 1 rechts der Limmat hat freudig seine Unterstützung zugesagt. Gerade eben wurde der Verein Zürcher Balladen gegründet, mit alt Regierungsrat Markus Notter als Präsident, Christian Jott Jenny als Vizepräsident und Jürg Randegger (ehemals Cabaret Rotstift) als Aktuar, der in Schnüerlischrift die Protokolle verfasst.
Mit ihm und Elisabeth Schnell sind übrigens zwei an der damaligen Aufführung Beteiligte mit von der Partie, ebenso konnte als Vertreter der «jüngeren» Generation Walter Andreas Müller (1945) gewonnen werden. Jenny (1978) ist der Junior, der mit seinem Zürcher Staatsorchester auftreten wird.
Neben Jenny wirkt Jeremias Dubno beim Projekt mit, der mit Michi Rüegg die Texte schreibt, und viele andere mehr. Noch ist nicht alles fertig ausgereift, man ist noch voll in den Vorbereitungsarbeiten.

Roter Faden
Immerhin kann hier inhaltlich ein ­roter Faden gezeigt werden: Nachdem die Verwaltung über die Jahre immer aufgeblähter wurde, so die Story, sah sich die Stadt Zürich zu ­rigorosen Sparmassnahmen gezwungen, aus denen ein einziges Amt, das «Amt für alles», resultierte. Der Vorsteher und einzige Mitarbeiter dieses Amtes sieht sich mit Bergen von ­Papier und Pendenzen konfrontiert, er kommt mit Stempeln von Bewilligungen gar nicht mehr nach, die Berge türmen sich weiter auf, die Probleme bleiben unbearbeitet. Was nicht ohne Folgen bleiben kann: Der Zirkus Knie wurde versehentlich auf dem Paradeplatz installiert, Street Parade und Sechseläuten sollen sich den Sechseläutenplatz teilen. Bis dem Amtsvorsteher der Kragen platzt und er zum Fazit gelangt, es gebe von allem zu viel in dieser Stadt, zu viele Beizen, zu viele Quartierfeste, zu viele Menschen… Dazwischen werden die Lieder gesungen, erklingt Musik als tragendes Element.
Christian Jott Jenny: «Wir wollen etwas Gutes mit Augenzwinkern in die heutige Zeit übertragen. Dies an diesem unverwechselbaren Ort, an der Trittligasse.»
Da darf man sich heute schon freuen auf ein besonderes Highlight im Sommer, an der oberen Trittligasse, auf die Neuen Zürcher Balladen.

Elmar Melliger

Aufführungen sind geplant jeweils von Donnerstag bis Sonntag: 31. August bis 3. September, 7. bis 10. und 14. bis 17. September. Mögliche Ergänzungsdaten könnten jeweils Mittwoch oder Montag sein.
Weitere Infos unter www.trittligass-ballade.ch.