Ankommen an der Winkelwiese

Mit der neuen Spielzeit nimmt an der Winkelwiese eine neue Crew ­ihre Arbeit auf. Das Theater steht unter der Leitung von Manuel Bürgin.

Sozusagen mit Pauken und Trompeten oder besser gesagt singend und musizierend ist das Theater Winkelwiese am Fest zur Eröffnung eingezogen. Ein gut gelaunter Theaterdirektor schnappte sich eine grosse Schere und zerschnitt feierlich das rote Band vor dem Hauseingang. Das Theater Winkelwiese im Erdgeschoss der prächtigen Villa Tobler an der Winkelwiese 4 ist eröffnet, bereit für die neue Spielzeit, unter neuer Leitung.
Manuel Bürgin (geb. 1975) studierte an der ZHdK bis 2000, war dann fünf Jahre am Schauspielhaus Bochum bei Matthias Hartmann und lebt seit 2007 in Zürich, wo er inszenierte und als Schauspieler tätig war, unter anderem für das Theater Kanton Zürich. Ausserdem arbeitet er regelmässig als Sprecher.

Steiler Einstieg
Nun hat er die Leitung des Theaters Winkelwiese übernommen, als Nachfolger von Stephan Roppel (2003-2015). Im sechsköpfigen Team ist er der einzige Schauspieler, die anderen besorgen die Öffentlichkeitsarbeit, die Administration, Dramaturgie und Produktionsleitung, betreuen Licht und Technik.
Und er hat gleich einen steilen Einstieg, mit dem eigens für die Winkelwiese produzierten Stück «So fängt es an». In dieser Märtyrerkomödie spielt er im Duett mit Ingo Ospelt. Das Stück handelt von einem neu einziehenden Mieter, der auf die Hausmeisterin trifft und auf einen Berg von Ware, der ihm das Einziehen nicht leicht macht. Alte und neue Kräfte begegnen sich. Die gewählte Thematik ist nicht ganz zufällig, stehen doch die ersten Monate der Spielzeit unter dem Motto «Ankommen».

Zeitgenössische Dramatik
Manuel Bürgin will das Theater weiterhin positionieren als Haus für neue zeitgenössische Dramatik. Es wird also viele Uraufführungen von europäischen, von Schweizer Dramatikern geben. Das Publikum hat die Gelegenheit, junge Autorinnen und Autoren kennenzulernen, wobei die Nähe zum Publikum auch räumlich zu verstehen ist. Man begegnet sich fast unweigerlich, sei es im Eingangsbereich oder nach der Vorstellung an der Theater-Bar. Diese will Manuel Bürgin vermehrt bespielen, nutzen für kleinere Formate, für Lesungen und für Konzerte, wofür eine kleine Bühne gebaut wurde.
An der Winkelwiese sollen zwei bis drei Eigenproduktionen pro Jahr entstehen, «So fängt es an» ist die erste, die bereits am 3. Oktober Premiere hatte. Ansonsten, das Theater verfügt nicht über ein eigenes Ensemble, werden vor allem Koproduktionen oder Gastspiele gezeigt. Etwas Neues ist die monatlich stattfindende Hörspielreihe «Zu Ohren kommen» in Zusammenarbeit mit Radio SRF, sozusagen jeweils eine Vorpremiere, bevor das Hörspiel eine Woche später ausgestrahlt wird. Ab Januar wird dann Thomas Sarbacher seine Lesungen wieder aufnehmen. Der «Dramenprozessor», bei dem Autoren ein Stück erarbeiten, das dann aufgeführt wird, startet auch wieder, etc.
«Grundsätzlich gilt, dass das Theater Winkelwiese zeitgenössische Dramatik pflegen will», so Manuel Bürgin, «das kann als Wegweiser fürs Publikum dienen. Dass man herkommt und überrascht wird und konfrontiert mit neuen Themen, mit Themen, die brennen, sei es im Persönlichen oder im Politischen.»

Nachbarschaft pflegen
Und Manuel Bürgin möchte ein gutes Verhältnis pflegen zur Nachbarschaft. So gibt es bereits einen guten Austausch mit dem Theater Neumarkt, man kennt sich und hilft sich gegenseitig aus.
Speziell an das Quartier richtet sich der Abend im Rahmen des Altstadt-Adventskalenders vom Sonntag, 20. Dezember. Es gibt ein Konzert und eine heisse Suppe. Bürgin: «Wir freuen uns, wenn die Leute aus dem Quartier vorbeikommen.»

Elmar Melliger

Theater Winkelwiese, Winkelwiese 4 (Villa Tobler), Tel. 044 252 10 01, www.winkelwiese.ch.