Alby Glatts letzte Reise

Am letzten Julitag nahmen eine grosse Gemeinde und unser Dorf im Grossmünster Abschied von Alby Glatt.

Aufgewachsen in Dietikon, arbeitete er in verschiedenen Bereichen der Tourismusbranche und war bis zuletzt als Reiseveranstalter tätig. 1976 reiste er nach langer Zeit wieder im Orient-Express nach Asien. 1988 führte er seine Gruppe auf die längste Reise eines einzelnen Zuges von Zürich über Paris, Hongkong, Tokio bis nach Sapporo. Er lebte zusammen mit seiner Frau Martina und seinen zwei erwachsenen Kindern seit Jahrzehnten am Rüdenplatz. Ihre zweite Heimat ist das Engadin.
Alby Glatt war ein passionierter Tram- und Busfahrer, und er liebte das Dorf und schätzte seine Einzigartigkeit. Im Altstadt Kurier schrieb er 2011: «Am schönsten ist Zürich am Samstagabend, wenn um sieben alle Glocken der Altstadtkirchen den Sonntag einläuten. Wir sind uns voll bewusst, dass wir in der Altstadt sehr privilegiert wohnen. Die Geschäfte, Kinos, Restaurants, das Opernhaus und der See sind zu Fuss erreichbar. Unser Fahrausweis ist das GA, unsere Fahrzeuge heissen IC, EC, ICE, TGV, CNL, Nr. 4 und Nr. 15. (Übrigens habe ich nie die Fahrprüfung gemacht, wozu auch?)»
Alby Glatt war ein ausgezeichneter Gastgeber. Glücklich, wer an seinen legendären Spaghetti-Essen teilnehmen oder sein grossartiges Gemüse-Risotto mit viel Fleisch geniessen konnte. Zusammen mit dem Blick vom Balkon am Rüdenplatz zum Grossmünster ergab sich eine spezielle Atmosphäre von Heimat und Beheimatung, die viele aus unserem Quartier und Gäste aus nah und fern geniessen konnten.
Mitten aus den Vorbereitungen seiner letzten Reise mit dem Glacierexpress wurden ihm plötzlich die Weichen anders gestellt. Eine neue Route wurde nun nicht mehr von ihm geplant.
Alby Glatt hat die letzte Reise über alle Berge und Täler der Erde hinweg angetreten. Noch einmal läuteten seine geliebten Glocken vom Grossmünster. Und im Klang der Glocken schwangen gleichsam himmlische Obertöne mit: «Am Ziel angekommen.»

Pfr. Christoph Sigrist