Strauhof Ade?

Das Literaturmuseum Zürich an der Augustinergasse soll Ende 2014 geschlossen werden und einem Literaturlabor für Kinder Platz machen.

Eine Institution, die im deutschsprachigen Raum einzigartig ist, wird zugunsten eines Experiments aufgegeben, dessen Erfolg ungewiss ist. Die Empörung ist gross, haben doch in den vergangenen Jahren pro Jahr rund 15 000 Personen das Museum besucht und sich an den Ausstellungen erfreut.
So rauscht es denn auch im deutschen Blätterwald. Die Süddeutsche Zeitung vom 15. November etwa schreibt (Auszüge): «Wie in dem Roman von Gottfried Keller werden die Zürcher wieder zu Seldwylern werden, nur diesmal zur kulturell verarmten Bürgerschaft einer der reichsten Städte der Welt. (…) Zwei grundverschiedene Einrichtungen werden sträflich gegeneinander ausgespielt. (…) Welche Ignoranz gegenüber dem vom Strauhof Geleisteten, und was für ein Unwissen über den Stand der internationalen Diskussion zur Problematik von Literaturausstellungen. (…) Der Strauhof war vorbildlich darin, vermeintliche Nachteile in Vorzüge zu verwandeln.» Der Text füllt vier Spalten auf fast einer halben Seite.
Weiter meldete sich die NZZ am 6. November mit Bedenken über die Neuausrichtung und bemängelte auch, dass die Mitarbeitenden erst aus der Presse, nach der Pressekonferenz von der Schliessung und dem Verlust ihrer Stellen erfahren haben. Ebenso äusserte sich Urs Heinz Aerni von der «Kulturlobby Zürich» im PS Forum: «Als hätte Zürich keine Räume mehr: (Auszug) Die Förderung von Kinder- und Jugendkultur wie die Kulturvermittlung muss ein Schwergewicht haben, aber nicht auf Kosten von Orten, die ebenso für andere Menschen mit anderen Bedürfnissen wichtig sind.»
Ein Kleinod droht verloren zu gehen. Die Stadt wäre gut beraten, den Entscheid nochmals zu überdenken. Mit gutem Willen (fehlt der?) wären bestimmt passende Räumlichkeiten für das Labor zu finden und auch ein geeigneter Nachfolger für den in Pension gehenden hervorragenden Kurator Roman Hess.

Peter Keck