«Nasse Füsse»

Der Topfpflanzentipp unserer Rubrik Grün&gut widmet sich diesmal einem besonderen Schädling: Dem Unterteller.

Gelegentlich werde ich von Nachbarn gefragt, ob ich wüsste, warum es jener Topfpflanze nicht so gut gehe. Oft ist dann «nicht so gut gehen» eine beschönigende Umschreibung für den unästhetischen Todeskampf des Teils. Viele Pflänzchen in Töpfen, also die klassische Gartenform der Innenstadt, sterben einen langsamen Tod, statt dass sie ein blühendes Leben führen dürfen.
Oft genug ist die Diagnose einfach: Entfernen sie den Unterteller! Unter einen Pflanztopf gehört kein Unterteller. Ich hintersinne mich, warum diese einfache Regel so systematisch gebrochen wird. Ohne Verschwörungstheorien bemühen zu wollen, glaube ich, dass die Gartenbedarfsindustrie den Absatz von Untertellern und wasserdichten Töpfen fördert, um dann auch wieder neue Pflanzen absetzen zu können, welche von Letzteren umgebracht wurden. Ein genial einfaches ökonomisches Perpetuum mobile. Mit Pflanzen ist es nämlich wie mit Menschen auch: Dauernd nasse Füsse zu haben ist ungesund. Sich selber würden Sie das ja nie antun, aber Ihrem Fensterbankgarten tun Sie es an. Im Gartencenter sind Unterteller in 88 Grössen im Verkauf. Also her damit. Besser wäre aber «weg damit». Unterteller oder ihre Kriegsgefährten, Töpfe ohne Ablaufloch, stauen Wasser in die Erde zurück, ersticken diese und fördern Fäulnis. Einverstanden, ganz ohne Unterteller geht es nicht, aber die Regel ist, ich wiederhole mich: Weg damit. Ich liste gerne die Fälle auf, in denen Unterteller unter Töpfe gehören, damit Sie mir nachher keine Vorwürfe machen:
1. Unter Töpfe in der Wohnung darf man einen Teller stellen, damit die Möbel nicht wasserfleckig werden. Bedingung ist aber: Im Teller bleibt selten Wasser stehen.
2. Unter Töpfe mit wirklich durstigen Pflanzen muss man Unterteller stellen, damit man mit Giessen nachkommt.
3. Ebenfalls erlaubt sind sie unter Töpfen, die an der prallen Sonne stehen und eventuell gar nicht beregnet werden.
Töpfe ohne Abzugloch sind der Garantietod für alle Pflanzen, die in der Natur nicht im Sumpf wachsen. Viele Zierpflänzchen fürs Fensterbrett werden mit ach so dekorativen Übertöpfen verkauft. Das ist absatzfördernd, denn so verkauft man zwei Töpfe aufs Mal und die Pflanze drin wird an nassen Füssen krepieren und verlangt
einen Nachfolger.
Schmeissen Sie also Übertöpfe dorthin, wo Sie hingehören: In den Zürisack (ausser für die oben erwähnten Fälle 1. bis 3.).

Thomas Trachsel