Nachruf Elias Landolt (1926 – 2013)

Geärgert hats ihn, dieses hübsche Pflänzchen am Rande des Neumarkts. Elias Landolt war auf dem Weg zur Arbeit von der Spiegelgasse 12 zur ETH auf eine ihm unbekannte Pflanze gestossen.

Das war der Anstoss zu einem grossartigen, wissenschaftlichen Werk: «Flora der Stadt Zürich». Und das Pflänzchen am Strassenrand war kein Geheimnis mehr.
So war Elias Landolt: erdgebunden, praktisch, wissenschaftlich aber sattelfest. Elias Landolt wurde 1966 von der ETH zum Direktor der Stiftung Rübel ernannt. Die ETH-Studenten, die vorgängig bei Professor Ellenberg Vorlesungen besucht hatten, fanden nun Elias Landolt vor sich. Wo Ellenberg im guten Sinne streng wissenschaftlich wirkte, gab der 40-jährige Elias Landolt das Bild des Praktikers, des Pflanzenliebhabers. Elias Landolt war mit seinen Studenten auch immer wieder in den Bergen, um die Theorie praktisch zu untermauern. Elias Landolt hat mehrere Bücher geschrieben, so auch eine Alpenflora im Auftrag des SAC. Nach seiner Emeritierung 1993 arbeitete Elias Landolt wissenschaftlich weiter, bis wenige Tage vor seinem Tod.
«Sag mir wo die Blumen sind», stand auf der Todesanzeige für Elias Landolt. Das war auch das Motto für seine Abschiedsvorlesung 1993. Er kämpfte ein Leben lang gegen den Verlust von Lebensräumen und damit gegen den Niedergang der Mitwelt, den Verlust an Pflanzen und Tieren. Ihm war klar, dass dieser Einsatz ohne politische Arbeit nicht möglich war. So gehörte er 1958 zu den Gründungsmitgliedern von Pro Natura Zürich. Er blieb 50 Jahre lang Vorstandsmitglied dieser Naturschutzvereinigung, interimistisch auch als Präsident. Ein Stein mit Inschrift und eine Linde bei der Haltestelle Neumarkt erinnern an seinen Einsatz für die Natur. Ein reiches, langes Leben ist zu Ende gegangen. Elias ist 87-jährig am Ostermontag an Krebs im Halsbereich gestorben. Zürich verliert mit ihm einen bescheidenen, liebenswürdigen, stets ausgeglichenen und zutiefst fairen Menschen mit viel Humor. Wie seine Eltern, sein Vater war Stapi Emil Landolt, hat er das Leben geliebt.

André Welti