Geschäftsaufgabe nach 140 Jahren

Auf Ende Jahr wird die Firma C. Grob Haustechnik an der Glockengasse 2 aufgelöst. Altershalber, so heisst es im Schreiben an die Kundschaft, ziehen sich die Inhaber aus dem Geschäftsleben zurück. Ein weiterer Traditionsbetrieb wird Geschichte.

«Was, du willst schon aufhören?» Diesen Satz bekommt Walter Grob zurzeit immer wieder zu hören, er, dem man gut und gern noch zehn Jahre bis zum Pensionsalter gäbe. «Ich bin aber schon 67», erklärt der gut aussehende Mann, «und es fühlt sich auch so an.» Die Arbeit im Baugewerbe ist anstrengend. Was ihm auch zugesetzt hat in den letzten Jahren, das sind die Zulieferprobleme und die als schikanös empfundene Bussenpraxis in der Sperr- und Fussgängerzone, die einem Handwerksbetrieb die Existenz erschweren bis fast verunmöglichen, wie er sagt.
Eine zunächst angestrebte Nachfolgeregelung konnte leider nicht umgesetzt werden, weshalb er sich schweren Herzens dazu entschloss, zusammen mit seiner Frau Lisa, das Geschäft aufzugeben.
Für einmal, möchte man fast sagen, geht das ohne «Schlüsselgeld» vonstatten. Das Haus ist in Familienbesitz und in die Räumlichkeiten an der Ecke Glockengasse / Strehlgasse zieht im nächsten Jahr ein Goldschmiede-Atelier ein. Es ist Walter Grob wichtig, dass hier wieder ein Handwerk ausgeübt wird, und der betreffende Goldschmied, Kaspar Rüegg, ist ein entfernter Verwandter, der gegenwärtig noch im Seefeld sein Atelier hat.

Eine lange Geschichte
Die Firma blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie wurde vor 140 Jahren gegründet von Walter Grobs Ururgrossvater Jakob Grob, dem ersten Schweizer Lokomotivführer: Er war bei der Einweihungsfahrt der Spanisch-Brötli-Bahn von Baden nach Zürich im Jahre 1847 der Lokführer. Die Firma gründete er für seinen Sohn, der Spengler war. Selber fertigte er nach seiner Pensionierung Bahn-Laternen an, Küchengefässe aus Weissblech und Badewannen aus Zink ergänzten das Angebot.
Ab 1904 fasste der Betrieb auch in der Sanitärbranche Fuss, und ab 1939 wurden die beiden Tätigkeitsbereiche Spenglerei und Sanitär gleichwertig. Seit 1975 leitet Walter Grob die Firma in fünfter Generation, die bis heute vor allem Servicearbeiten und Umbauten ausführte. Zum Geschäft gehörte bis vor sechs Jahren der Laden an der Ecke Glockengasse / Strehlgasse, der vorwiegend Petrollampen im Angebot hatte und den Lisa Grob zuletzt führte; bis heute betreut sie die Administration der Firma. – Nun folgt die Geschäftsaufgabe. Den Personalbestand hat Walter Grob von ursprünglich zwölf Personen nach und nach reduziert. Die verbliebenen drei Mitarbeiter, worunter der Lehrling, können wechseln zu Josef Kälin, der am Rennweg 9 seine Filiale Bächler Installationen verstärken will.

Erst mal Erholung
Wenn das Geschäft mit Filiale in Höngg dann liquidiert ist, was noch einiges zu tun gibt, werden sich Walter und Lisa Grob erst mal wieder ausgiebig Ferien gönnen, nach langer Zeit. Es zieht sie nach Schweden, das Herkunftsland von Lisa, wo sie ausgedehnte Wanderungen unternehmen wollen. Doch auch danach wird es Walter Grob nicht langweilig werden. Er ist ja noch Zünfter bei der Schmieden-Zunft, wo er rund 25 Aktive periodisch beim Schmieden anleitet. Und er wird seinem Hobby frönen können: Er widmet sich leidenschaftlich gern der kreativen Feinblechverarbeitung, er stellt in Schmiede- und Werkstattarbeit Figuren her, zum Beispiel metergrosse Riesenameisen. Auch spielt er bei der Feuerwehrmusik Altstadt mit, als Trompeter. Walter und Lisa Grob bleiben uns glücklicherweise ohnehin erhalten, denn sie wohnen ja auch im Quartier, an der Glockengasse 2, wo 1870 alles begann.

Elmar Melliger