Lieber Strandläufer

Du kommst doch sicher am 27. Juni auch auf die Gemüse-, pardon Rathausbrücke zur Feier?

Dass unser Weltblatt einst ein Vierteljahrhundert alt würde, ist ihm ja nicht an der ­Wiege gesungen worden. Nein, ein rachitisches Kind hätten da welt­ferne Idealisten in die Welt gesetzt, seine Überlebenschancen seien ­minim. Denn bei jeder Neugründung eines Blattes schliesst man auf den Redaktionen rundum Wetten ab. «Wie lange?», durften alle raten. Anders herum, die Presse- und Werbekamerädli spekulierten aufs Eingehen, keiner wünschte dem Altstadt Kurier ein langes Leben. Nichts freut einen Journalisten tiefer und aufrichtiger als der Untergang einer Zeitung, bei der er nicht arbeitet.
Es gab ja schon eine Feier, als das Weltblatt für den Kreis 1 zwanzig wurde, allwo König Elmar der Erste launig gratulieren kam. Darum hoffe ich auf die neue First Lady, denn dann sähe ich Corine Mauch zu ers­ten Mal im Original und nicht als Plakat. Ich wäre dir auch unendlich verbunden, wenn du mich ihr vorstellen könntest. Denn davon sind alle Leserinnen, Macher und Inserenten grundsätzlich überzeugt, das Fest des Altstadt Kuriers ist stadtpräsidentinnenwürdig. Weil wir so schön in der Mitte sind und so historisch ­bedeutsam, aber auch wegen unseren Asterix-Qualitäten. Ein kleines Dorf, umzingelt von Agglomeriten, widersteht heldenhaft dem Anpassungsdruck. Hier stecken die Bewohnerinnen und Bewohner noch voller Identität und sind authentisch wie nirgendwo sonst in der Stadt. Der ­Organisationsgrad kommt noch dazu. Wo noch sind anteilsmässig so viele Leute zum Beispiel im Quartierverein? Der von Schwamendingen müsste 15 000 Mitglieder haben, um auf Altstadtstandard zu kommen. Das sollte die neue Stadtpräsidentin behutsam zur Kenntnis nehmen und genau darum veranstaltet das Weltblatt die Geburtstagsfeier. Es ist ein Lernangebot, wir offerieren Stützunterricht. Wenn Frau Mauch kommt, kriegt sie die Quartiertat­sachen pfannenfertig serviert. So macht der Altstadt Kurier seine poli­tische Bildungsarbeit.
Dass du mir aber sauber rasiert und mit Kurzhaarschnitt daher kommst und ein frisches Nastuch im Sack hast! Denn das Vierteljahrhundert soll in Würde begangen werden.
Eine Feier, kein Fest, eine Dank­abstattung, kein Schulterklopfen, Verantwortung, nicht weisch-no-dänn, kurz, wir werden uns selbst ­beeindrucken. Mich triffst du in der Nähe des Getränkestands.

Mit fünfundzwanzigjährigen Grüssen, dein Stadtwanderer