Niklaus Stauss stellt aus

Wenn jemand im Google Hunderte von Einträgen hat, wird er auch eine grosse Ausstellung machen.

Wie wahr, denn in der Galerie von Senger werden exakt 1994 Fotografien aus fünfzig Jahren gezeigt.
Schwarz-Weiss aus den Fünfzigerjahren, noch selbst entwickelt, bis digital von heute. Um abgewandelt mit Schiller zu fragen, wer zählt die Leute, kennt die Namen? Nun, ich habe mich auf Figuren und Gesichter aus der Umgebung beschränkt und selbst da war die Auswahl gross. Die Ausstellung trägt den Titel «Die Bugwelle der Bardot» und somit gab es allerhand, auch Nacktes, zu sehen. Jedoch in meinem Kreis sichtete ich unter an­deren Benedikt Loderer, jünger, mit krausem Haar, Andy Illien, Beat Schlatter, Franz Anatol Wyss, Niklaus Meienberg, Fredi Murer, Hugo Loetscher, Fritz Senn (James-Joyce-Archiv), König Kraska, Hanny Fries, La Lupa, Manon, Jürg Federspiel, Alice Vollenweider. Nicht Erwähnte mögen die Galerie selber besuchen. Übrigens kann man die Bilder kaufen.
Niklaus Stauss hatte eine Lernzeit im Internat in Disentis, mit Mitschüler Niklaus Meienberg, machte dann nach gut bestandener Aufnahme­prüfung das allgemeine Jahr an der Kunstgewerbeschule, heute Hochschule für Künste, und begann nachher eine Lehre als Dekorateur bei Jelmoli bei Walter Knapp. Einer seiner Vorgänger war Bruno Ganz. Vor dem Einstieg in die freie Fotografenlaufbahn arbeitete er als Chefdekorateur einige Zeit bei einer gewissen Firma Keck, die damals drei Filialen und ­somit unzählige Schaufenster hatte.
Seit 1965 wohnt er und Rosmarie am Predigerplatz (damalige Miete Fr. 110.–), wo auch heute das Zentrum seines Schaffens ist, denn sein Atelier ist die ganze Welt. Das soll auch so bleiben, denn Stauss will weiterarbeiten, solange er die Kamera einigermassen ruhig halten kann.
Zwei Nachträge zur Ausstellung: Die Vorbereitung der wirklich sehenswerten Ausstellung mit dem Auswählen und Markieren der Fotos und dem Aufhängen hat fast zwei Monate gedauert. Und nun die Überraschung: In denselben Räumen hat die Mutter von Stauss, eine begnadete Couturi­ère und Lehrerin, einst ihr Atelier gehabt und daselbst als Aussenstation der Gewerbeschule junge Damenschneiderinnen unterrichtet. Beweis: eine angesengte Foto mit dem Atelier und der Mutter.

Peter Keck

Galerie Nicola von Senger, Limmatstrasse 275, 1. Stock, 8005 Zürich. Bis 31. Januar, Dienstag bis Freitag 11 bis 18, Samstag bis 17 Uhr.