«Zuka» bringt gute Laune

Anstelle der arg herunter gekommenen «Räblus»-Bar an der Stüssihofstatt ist nach einer Renovation das Restaurant «Zuka» entstanden, das aufwartet mit brasilianischen Spezialitäten und später am Abend mit Livemusik.

Von Peter Keck
Zuka, ein brasilianisches Gemüse, verwandt unserer Zucchetti und dem Kürbis, ist auch ein Ausdruck für jemanden, der durch verschiedene Umstände wie Essen oder Trinken gut gelaunt und beschwingt ist. Nach unserem Besuch im brasilianischen Restaurant «Zuka» an der Stüssifhofstatt (ehemals «Räblus») hätte der Begriff auch auf uns ganz gut gepasst.

Der Name ist Programm
Der Untertitel «Rodizio e Samba» weist einerseits auf die Art des Servierens hin und betrifft natürlich andererseits die Musik. Wenn in der Speisekarte der einführende Text gut geschrieben ist, was hier der Fall ist, erlaubt sich der Schreiber, auch einmal abzuschreiben: «Rodizio ist eine Ableitung von «rodar», was so viel wie stetiges Kreisen bedeutet. Die leckeren Grilladen kreisen so lange unter den Gästen, bis auch der letzte satt ist und erschöpft abwinkt. Rodizio ist eine höchst vergnügliche Form des Schlemmens. Ausgewählte Fleischstücke bester Qualität werden mariniert und auf grossen, sich langsam drehenden Spiessen über offenem Feuer gegrillt. Sind die Grilladen saftig und zart, machen die «Cortadores» ihre Runden und schneiden das gewünschte Stück in den Teller: Poulet, Truthahn, Lamm, Schwein, Rind – Wurst, Schinken, Huft oder Entrecôte. Dazu kommen Beilagen wie brasilianische schwarze Bohnen Feijoada, Süsskartoffeln, Maniokkroketten, gebackene Bananen, Polenta, Trockenreis usw.»
Drei weitere Fleischgerichte, zwei Fischgerichte und ein Gemüseteller vervollständigen das Angebot. Was in der Beschreibung so lecker tönt, war auch in natura hervorragend: die Fleischgerichte zart und sehr schmackhaft, die erwähnten Zutaten tadellos und grosszügig bemessen. Eine weitere Sauce «Pimenta» verlieh dem Ganzen noch eine besonders scharfe Note (à discretion Fr. 45.– pro Person).

Sehr zufrieden
Die Kapazität des Magens war allerdings bald einmal erschöpft, und so musste ich die Spiesse immer wieder vorbeigehen lassen. Hier ein kleines gutes Detail: Der Gast erhält eine kleine Scheibe, ähnlich einem Bierdeckel, eine Seite rot, eine Seite gelb. Gelb bedeutet noch mehr Fleisch, Rot ist Pause. Der Mitesser erfreute sich an «Acampis Rio» nach Art des Hauses: sehr schön servierte Scampis auf einer kleinen Reistafel mit Gemüse (Fr. 39.–). Auch er war sehr zufrieden.
Unser Mahl begleitete neben einer Literflasche Passugger ein mundiger Mas Collet (2 dl Fr. 13.–, 7,5 dl Fr. 42.50). Die Getränkekarte umfasst hauptsächlich spanische und südamerikanische Weine, wobei die Bierauswahl offen oder in Flaschen international (vom Gurten bis Brasilien) recht gross ist. – Das Orchester spielt ab 21 Uhr (Freitag und Samstag ab 22 Uhr) und zwar sehr angenehm in der Lautstärke, soweit wir das frühabends beurteilen konnten. Der hintere Teil des Restaurants, von der Stüssihofstatt her gesehen, ist eher für Essen eingerichtet, der vordere Teil mit Bar eher für lebenslustige Zuhörer, eben «Zukas». Jedoch, wir wurden auch im vorderen Teil bestens bewirtet.
Wilbert als Geschäftsführer, Sandra als Chefin de Service und Camila an der Bar und weitere gute Geister sind für das Wohl der Gäste besorgt.

Bewegte Vergangenheit
Das Lokal hat zwei Vergangenheiten, eine gute und eine schlechte. Die schlechte ist uns allen noch in Erinnerung, als noch unter dem ehemals guten Namen «Räblus» Leute wirteten, die allenthalben nur Ärger bereiteten. Im Lokal hausten sie wie Vandalen, vor dem Lokal war Lärm und Dreck. Dreckig waren auch die zum Teil sogar zerbrochenen Fensterscheiben. Es brauchte Zeit, Anwälte und letztlich die Polizei, um dieses traurige Gastspiel zu beenden und wieder eine im wahrsten Sinne des Wortes geordnete Wirtschaft einzuführen.
Die gute Vergangenheit verdanken wir Alexander Bernhard, der in den Vierzigerjahren nach seiner Rückkehr aus Russland die «Räblus» begründete. Die Reblaus, «Viteus vitifolii», ist ein Schadinsekt und gehört zur Familie der Zwergläuse. Sie führt ein unter- und ein oberirdisches Dasein. Genau so war es damals in der «Räblus». Man konnte oben, Eingang Stüssihofstatt und unten, Ausgang Metzgergasse, sitzen und speisen und trinken. Zwei Pianisten sorgten für gute Stimmung. Das Interieur war rustikal russisch, ebenso waren auf der Speisekarte einige russische Spezialitäten die Attraktion. Speziell die Decke im unteren Teil stammt aus dieser Zeit und ist denkmalgeschützt.
Das gleiche gilt für die Decke im ehemaligen Café «Troika», heute «Casa mia», am Werdmühleplatz, das ebenfalls eine Gründung von Alexander Bernhard war.
So freuen wir uns, dass, obwohl Brasilien Russland abgelöst hat, hier wieder echte Gastfreundschaft geübt wird, wie wir uns bei unserem Besuch überzeugen konnten. Am meisten jedoch freut sich die Besitzerin des Hauses, Verena Künzli. Sie scheute keine Mühe, die Sache wieder ins Lot zu bringen, und ihr Vater wäre vermutlich mit dieser Lösung auch einverstanden. Sein Name: Alexander Bernhard.

Restaurant «Zuka», Stüssihofstatt 15, 8001 Zürich, Tel. 01 462 20 11. Das Restaurant hat 98 Plätze und ist offen Sonntag bis Donnerstag von 18 bis 2 Uhr, Freitag und Samstag bis 4 Uhr. Im Sommer gibt es Plätze vor der Türe und auf dem Plätzchen an der Metzgergasse.


Scampi Rio
Rezept für 5 Personen:
Zutaten: 1 kg Black Tiger Crevetten, 1/2 l Kokosmilch, 2 EL Olivenöl Extra Vergine, 1 EL Tomatenkonzentrat, 2 Knoblauchzehen, 1/2 Peperoni, geschnitten ca. 1 cm2,
1 Prise Pfeffer, 1 Prise Salz; 300 g Reis (Thai Parfum Reis).
Zubereitung: Öl in Pfanne erhitzen, Knoblauch zerdrücken, Crevetten anbraten. Kokosmilch beigeben, Peperoni, Salz und Pfeffer. Auf kleiner Hitze ca. 10 bis 15 Minuten köcheln lassen. Gekochten Reis und Tomatenkonzentrat beigeben und servieren.