Raphaels Triumph

Um das Boule-Tournier auf dem Lindenhof zu gewinnen, griff Raphael Ullmann in die strategische Trickkiste. Ottilie kennt das Geheimnis!

Natürlich gilt auch für das Quartier-Boule-Turnier auf dem Lindenhof, dass Siegen wichtiger ist als Mitmachen. Und dennoch bleibt dieser Anlass als einer der wenigen vom Leistungsdruck unserer Sport-, Karriere- und Spassgesellschaft weitgehend verschont. Denn die Veranstalter Michael Schädelin und Daniel Oertle weigern sich hartnäckig, der populären Forderung, nur lizenzierte Spieler mit homologisierten Kampfkugeln zum Turnier zuzulassen, stattzugeben und setzen stattdessen auf echte Liebhaberei. Also liess sich auch Ottilie unter den Linden nieder und beobachtete still, wie sich Konzentration, Sonne, Pastis und Schatten angenehm die Waage hielten. Und es waren alle da: professionelle Teams wie Ruedi und Safdar, die auf dem zweiten Platz landeten, verliebte Anfänger wie Olivier und Jenny, die in jugendlichem Übermut die Veranstalter runterputzten (was diese schmerzlich traf) und dennoch auf dem zweitletzten Platz landeten (was ebendiese, ihres Zeichens Drittletzte, dann doch etwas tröstete), Urs und Walter, die es ebenfalls aufs Siegerpodest schafften und viele, viele mehr. Turnierdirektor und Logistikchef Hanspeter Wälchli zählte vierzig eingeschriebene Personen. Doch wer hätte gedacht, dass Sieg, Ruhm und Ehre Raffael Ullmann und dessen Partner José, seines Zeichens Koch in einer beliebten Niederdorfkneipe, zufallen würden? Raffael flüsterte Ottilie sein Erfolgskonzept ins Ohr: «Spielen wir gegen eine Mannschaft ohne begabten Tireur, dann setze ich meine Kugel in intime Nähen zum Cochonnet. Mache ich aber beim Gegner einen Meisterwerfer aus, dann setze ich sie so weit vom Cochonnet entfernt, dass ob der Enttäuschung, das eigene Können nicht unter Beweis stellen zu dürfen, gleich jede Konzentration weg ist. Voilà, c’est tout!»