Klopstock, Friedrich G.

Das Dichter-ABC der Zürcher Altstadt ist mittlerweile zum K wie Klopstock fortgeschritten. Was dieser Dichterfürst in Zürich trieb, weiss Nadja Ghidoli zu berichten.

Klopstock, frischgebackener Theologiestudent aus Quedlinburg, freut sich: «Oft erfüllet Gott auch, was sich das zitternde volle Herz nicht zu wünschen wagt. Wie von Träumen erwacht, sehn wir dann unser Glück, sehns mit Augen, und glaubens kaum.» Denn: Johann Jacob Bodmer, die «Bruthenne für Talente», so wird ihn Goethe später nennen, hat ihn, Klopstock, nach Zürich eingeladen. Seit der europäische Literaturpapst Bodmer die ersten Gesänge von Klopstocks «Messias» gelesen hat, will er den jungen Dichter kennenlernen. Als Klopstock im August 1750 kommt, wird ihm Zürich zum grossen Fest: der modische Geck galoppiert gerne durch die Stadt, trinkt, raucht und sucht die Gesellschaft der Jeunesse dorée. «Seine Lust war es, den Mädchen Mäulchen zu rauben, Handschuhe zu erobern, mit ihnen zu tändeln», mault Bodmer später, «so gross in seinem Gedichte, so klein und gemein in seinem Leben.» Der Nörgeleien seines Gastgebers überdrüssig, zieht Klopstock einen Monat später aus dem Bodmerhaus «in die Farbe» beim Niederdorftor an der heutigen Bahnhofbrücke. Es ist das Haus Johann Hartmann Rahns, Seidenfabrikant und zukünftiger Gatte von Klopstocks Schwester. Mit Rahns neuer Art, Seide zu bedrucken, will Klopstock Geschäfte machen und nimmt ihn im Februar 1751 mit nach Kopenhagen zum dänischen König, der ihm für die Fertigstellung des Messias eine Lebensrente gibt.
Klopstock wird glühend verehrte Vaterfigur des Göttinger Hain und Verfechter einer deutschen Gelehrtenrepublik. 1803 stirbt er in Hamburg, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat. In seine Zürcher Zeit fallen die Oden «An Bodmer», «Der Zürchersee» und zwei Messias-Strophen.

Nadia Ghidoli