Jugendgewalt in der Altstadt

Gewalttätige Übergriffe auf Jugendliche haben sich in der letzten Zeit gehäuft. Meist sind es Jugendliche von auswärts, die im Niederdorf ihre «Gewaltseite» ausleben. Was ist zu tun? Zu dieser Frage lud das GZ Altstadthaus zu einem Gespräch am runden Tisch.

Der Heimweg führt den Jugendlichen durch eine stille Gasse. Plötzlich hört er rascher werdende Schritte hinter sich und im nächsten Moment ist er umringt von Jugendlichen, die ihn «ausnehmen». Sofort händigt er alle Wertsachen aus und kommt mit ein paar Ohrfeigen davon. Ein anderer Jugendlicher wird umstellt und ohne Vorwarnung geschlagen. In einem günstigen Augenblick kann er sich befreien und wegrennen. Solche und andere Fälle schildern Eltern betroffener Jugendlicher am Gesprächsabend vom 31. März im GZ Altstadthaus. Und es gibt gravierendere Fälle mit ernsthaften Verletzungen.
Michèle Heri Michel, Mitarbeiterin beim GZ Altstadthaus, hat mit zwanzig Jugendlichen aus der Altstadt im Alter von 16 bis 18 Jahren über die Thematik gesprochen. Fünf von ihnen erklärten, selber schon einmal geschlagen geworden zu sein, alle waren schon Zeugen solcher Vorfälle.
Im Sommer meiden sie aus diesem Grund zeitweise die Promenade am See. Nun hat es im Winter schon in der Altstadt angefangen damit, vor allem im Niederdorf zwischen Central und Hirschenplatz. Es ängstigt und nervt die Jugendlichen, dass sie sich nicht frei bewegen können. Es ist ja keine Partymeile, die sie einfach umgehen können: Sie wohnen hier. Und den Freitag- oder Samstagabend auf dem Polizeiposten zu verbringen und zu rapportieren, das sei auch nicht lässig. Die Jugendlichen wünschten sich mehr Polizeipräsenz auf der Gasse am Abend und mehr Zivilcourage von Passanten. Gute Erfahrungen hätten sie mit der «SIP Züri» gemacht.

Verschiedene Möglichkeiten
Nach diesen Schilderungen von Vorfällen und wie die Jugendlichen damit umgehen, kamen die anwesenden Fachleute zu Wort. Hans Kuriger, als Kreischef 1 verantwortlich für die Uniformpolizei, erklärte, dass zwar Fusspatrouillen im Einsatz seien. Dass es aber wichtig sei, solche Überfälle anzuzeigen. Das ergebe mit der Zeit so etwas wie ein Puzzle, und die Polizei hätte etwas in der Hand gegen die Täter. Ebenfalls anwesend war Christian Fischer, Leiter von SIP Züri (Sicherheit, Intervention, Prävention). Er ermutigte, zu melden, wenn sich neue «Spots» bildeten, so dass die SIP dort präsent sein könne. Bekannte Spots sind die Quaianlagen am See (im Sommer), dann etwa der Hauptbahnhof und die Partymeile im Kreis 5. Man werde durchaus auch ein Auge auf das Niederdorf halten. Die SIP-Leute suchen das Gespräch und machen auf unangebrachte Verhaltensweisen aufmerksam. Ihnen kommt aber keine polizeiliche Funktion zu, die SIP ist denn auch angesiedelt im städtischen Sozialdepartement. Roland Zurkirchen, Leiter der Task-Force des Schul- und Sportdepartements, berichtete von der Fachstelle für Gewaltprävention und deren Möglichkeiten. Mitarbeitende der Task-Force gehen jeweils in Schulklassen, versuchen aber auch Präventionsangebote zu lancieren. Hans Meier von der Abteilung Prävention / Schulinstruktion der Stadtpolizei verwies zum Stichwort Zivilcourage auf die gerade laufende Aktion «StattGewalt», wo es darum geht, auf einem anderthalbstündigen Rundgang etwas zu lernen im Umgang mit öffentlichen Konfliktsituationen. Diese Rundgänge sind gut besucht und eine Anmeldung ist unerlässlich (siehe unten).

Erste Ergebnisse
Die sehr angeregte Gesprächsrunde, an der auch Vertreter des Quartiervereins und des Elternvereins teilnahmen, brachte bereits etwas in Gang. So soll demnächst ein Workshop mit Jugendlichen angeboten werden, organisiert von SIP Züri in Zusammenarbeit mit der Task Force, koordiniert durch das GZ Altstadthaus. Zudem besteht die Offerte der Task Force an den Elternverein, eine Veranstaltung für Eltern anzubieten, wenn auch deren Kinder vielleicht noch etwas jünger sind. Grösser und älter werden sie ja alle.

Elmar Melliger