Grosse Ehre zum runden Geburtstag

Rita Ernst lebt und arbeitet am Neumarkt in der Zürcher Altstadt. Manche kennen sie eher als freundliche Nachbarin denn als was sie sonst noch ist: Eine international renommierte Künstlerin. Nun veranstaltet das Architektur­forum eine Ausstellung mit Werken von ihr. Gleichzeitig erscheint ein Buch über sie.

Rita Ernst arbeitet in einer geometrisch-konstruktiven Sprache. Sie nimmt sich etwa den Grundriss eines Gebäudes vor und bearbeitet diesen, entwickelt ihn weiter und transformiert so Architektur in Malerei. So entstehen mitunter grossformatige Bilder. Über Jahre hat sie sich beispielsweise dem «Progetto Siciliano» gewidmet, standen sizilianische Bauwerke im Fokus ihres Interesses.

Ausstellung
Auf diese Weise hat sie 2009 begonnen, mit dem von Ludwig Mies van der Rohe entworfenen Landhaus Lemke (so der Name des Bauherrn) in Berlin zu arbeiten. Dieses 1933 fertiggestellte Gebäude, heute auch «Mies van der Rohe Haus» genannt, war das letzte vom Architekten erbaute Wohnhaus vor dessen Emigration in die USA und dient heute als Museum. Im Jahr 2010 gab es im Hause selbst eine Ausstellung mit den entsprechenden Werken von Rita Ernst.
Und nun steht eine diesbezügliche kuratierte Ausstellung im (früher am Neumarkt domizilierten) Architekturforum Zürich an der Brauerstrasse kurz vor der Eröffnung. Das Architekturforum interessiert sich für die Schnittstelle Kunst – Architektur. Die Ausstellung «Imagination Mies Rita Ernst / Mies van der Rohe Haus» ist dem bedeutenden Architekten Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) gewidmet, seiner Philosophie, dem nach ihm benannten Haus und der Künstlerin Rita Ernst. Ihr «Projekt – Mies van der Rohe» umfasst mehr als fünfzig Bilder, die sie ausgehend von Grundrissplänen und Fotografien geschaffen hat und von denen eine Auswahl gezeigt wird.

Elmar Melliger

Das Buch zur Ausstellung
Zur Ausstellung erscheint nicht etwa ein einfacher Katalog. Nein, ein richtiges Buch über Rita Ernst, was die Künstlerin, die kürzlich ihren sechzigsten Geburtstag feiern konnte, besonders freut. Darin ist ein Beitrag zu lesen, der sich mit dem Geheimnis des Grundrisses befasst, geschrieben von niemand Geringerem als von Santiago Calatrava. Rita Ernst, die ab 1986 schon einmal acht Jahre am ­Neumarkt 10 wohnte, hat ihn erstmals ­getroffen, als der Stararchitekt im gleichen Haus, beim Modellbau-Atelier Zaborowsky, bei Dumeng Raffainer, seine Modelle schaffen liess. Nach dem Tod von Dumeng Raffainer Ende 2005 wurde die Modellbau-Werkstatt noch eine Zeit lang weitergeführt und dann aufgegeben. Seit 2009 hat Rita Ernst hier ihr Wohn­atelier, hier (und in Trapani auf Sizilien, wo sie seit 1998 ein Atelier hat) entstehen ihre Bilder.
Das 140-seitige Buch «Rita Ernst – Imagination Mies» mit vielen Abbildungen ihrer Bilder erscheint in deutscher und englischer Sprache mit ­Texten von Santiago Calatrava, Sabine Arlitt, Jan Maruhn und Wita Noack und wird an der Buchvernissage vorgestellt. Diese findet statt im Rahmen der ­Ausstellung im Architekturforum, am Samstag, 25. Juni um 11 Uhr.

Die Ausstellung
Die Ausstellung im Architekturforum dauert vom 2. Juni bis zum 16. Juli, an der Brauerstrasse 16, 8004 Zürich. Geöffnet Dienstag, Mittwoch, Freitag 12 bis 18, Donnerstag 14 bis 20, Samstag 11 bis 17 Uhr. Vernissage ist am Mittwoch, 1. Juni, 19 Uhr.